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Aus der Region: Partyschiffe, Oldtimer und Museumsschlepper im Inselfährdienst

Beigetragen von S.Erdmann am 31. Mai 2020 - 18:43 Uhr

Bild 0 von Partyschiffe, Oldtimer und Museumsschlepper im Inselfährdienst [2]

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, und die derzeitige Corona-Pandemie ist eine solche Zeit. Viele Dinge müssen derzeit anders laufen und organisiert werden. Heute blicken wir mal über die Grenze auf unsere niederländischen Nachbarinseln, wo man auch sehr erfinderisch ist.

Wie auch die deutschen Inselfährdienste bekam die Reederei Doeksen, die den Fährdienst zwischen Harlingen und den Inseln Vlieland und Terschelling betreibt, große Probleme. Derzeit dürften in den Niederlanden die Fährschiffe zur mit 40 Prozent der zugelassenen Plätze belegt werden. Zusätzliche Abfahrten zu schaffen ist nicht so einfach wegen der langen Fahrzeiten von teilweise mehr als zwei Stunden. Im Gespräch war daher sogar, die Schiffe der „Braunen Flotte“ zum Transport von Fahrgästen einzusetzen, denn diese sind arbeitslos und hatten sich angeboten. Dabei handelt es sich um umgebaute ehemalige Frachtsegler, die heute Fahrgäste und Jugendfreizeiten auf dem Ijsselmeer und zu den vorgelagerten Watteninseln fahren. Diese Gruppen- und Charterfahrten fallen unter den Sammelbegriff Kreuzfahrten und dürfen derzeit nicht ausgeführt werden.

Wie die „Leeuwarder Courant“ berichtete, ging Doeksen nun einen besonderen Weg, die Reederei charterte zusätzliche Schiffe, um alle Fahrgäste von und zu den Inseln zu bekommen. Zum einen das Harlinger Partyschiff „Regine Andrea“ , und zwei ehemalige Schiffe der Reederei werden bis Ende Juni ebenfalls wieder auf ihren alten Linien eingesetzt. So die „Friesland“, die heute als „Varend Monument“ (eine Art denkmalgeschütztes, aber noch in Fahrt befindliches Schiff) zählt. 1956 wurde sie für den Fährdienst nach Vlieland und Terschelling gebaut und bis 1988 unter dem Namen „Friesland“ dort eingesetzt. Dann erfolgte ein Verkauf an die Osterschelde, wo sie unter dem Namen „Carolina“ fuhr. 1992 gab es einen neuen Eigner, der dem Schiff den alten Namen „Friesland“ zurück gab und es im sogenannten „goldenen Dreieck“ Enkhuizen-Medemblik-Hoorn für Ausflugsfahrten einsetzt. Da dort wegen der Coronakrise derzeit nichts läuft, ist das Schiff 32 Jahre nach seiner Außerdienststellung wieder auf seinen alten Strecken in Fahrt.

Das dritte Schiff, die „Holland“, ist auch etwas, was es in Deutschland in dieser Form nie gab. Ein Hochseeschlepper, der zugleich Fahrgastschiff ist. Auch dieses Schiff wurde 1951 gebaut, um neben Schleppeinsätzen auch als Fähre nach Terschelling und Vlieland zu fahren. Besonders in den Wintermonaten mit Sturm oder Eisgang war für dieses Schiff nichts unüberwindlich. Von 1976 bis 1998 fuhr es dann für die Wasserbehörde Rijkswaterstaat, dann sollte es eigentlich abgewrackt werden. Seit 2000 ist sie nun Museumsschiff und gehört der Stichting Zeesleepboot Holland. Bei fast allen Veranstaltungen wie z.B. Großseglertreffen, Hafenfesten usw. ist das imposante Schiff zu finden und zu besichtigen. Irgendwo hatte es übrigens mal einen Rettungsring verloren, der war auf Juist angetrieben und hing bis vor kurzem in der jetzt geschlossenen Gaststätte „Börnie“.

Eine weitere Besonderheit findet man auf der Insel Texel. Im Hafen von Oudeschild liegen derzeit drei Binnenkreuzfahrtschiffe und zwei seegängige sogenannte Expeditions-Kreuzfahrtschiffe. Wie schon erwähnt, werden in diesem Jahr die Charterschiffe der Braunen Flotte auf den Inseln fehlen, was natürlich zu gewaltigen Einnahmeverlusten bei den Hafengeldern führen wird, denn es gibt eine sehr große Zahl dieser Schiffe in unserem Nachbarland. Damit trotzdem Geld in die Kassen kommt, hat man Kaiflächen auf Texel für Kreuzfahrtschiffe zur Verfügung gestellt. Derzeit gibt es weltweit keine Kreuzfahrten, was dazu führt, dass überall Schiffe aufgelegt werden und entsprechende Plätze benötigen. Die drei Binnenschiffe (in den Niederlanden zählt auch das Wattenmeer zu den Binnengewässern, so das diese dort problemlos fahren können) in Oudeschild werden bis Ende März 2021 auf der Insel bleiben. Die Schiffe sind zwischen 110 und 125 Meter lang.

Die beiden Expeditionskreuzfahrer sind zwischen 90 und 100 Meter lang, sie bleiben bis Ende September 2020 auf Texel bleiben. Sie gehören der Grand Circle Cruise Line, einem Kreuzfahrtveranstalter aus Boston/USA.

Unser Foto auf der Startseite zeigt die schöne alte „Friesland“ aus dem Jahre 1956. Das zweiten Archivfoto den Museumshochseeschlepper „Holland“ im Hafen von Harlingen. Ein weiteres Bild entstand auf der „Holland“ bei einem Großseglertreffen in Delfzijl, hier wurde das Foto von der schönen Brücke mit den alten Messinginstrumenten gemacht. Das vierte Bild zeigt die „Friesland“, die Ende der 80er Jahre das alte Schiff gleichen Namens ablöste seitdem zwischen Harlingen und Terschelling verkehrt. Die weiteren Fotos zeigen die drei Binnen- und zwei Expeditionskreuzfahrtschiffe im Hafen von Oudeschild/Texel.

JNN-FOTOS UND ARCHIVFOTOS: MIJN ZUIDERZEE (1), STEFAN ERDMANN (3), ED BAKKER (6)

 
Links
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  3. https://www.juistnews.de/https://www.juistnews.de/Printer/artikel/2020/5/31/partyschiffe-oldtimer-und-museumsschlepper-im-inselfahrdienst/
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