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Rat und Verwaltung [1]

Rat und Verwaltung: JNN-KOMMENTAR: Brand um Brandbook

Beigetragen von S.Erdmann am 04. Apr 2022 - 11:59 Uhr

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Auf der letzten Sitzung vom Juister Rat im März wurde die Erstellung eines sogenannten Brandbooks einstimmig beschlossen. Kurzfristig konnten die dafür angesetzten Kosten in Höhe von rund 5.700 Euro zwar noch auf 1.200 Euro gesenkt werden, JNN-Chefredakteur Stefan Erdmann (Foto) betrachtet indes in seinem heutigen Kommentar auch diese Ausgabe sehr kritisch.

Man staunt immer wieder, für was und in welchen Höhen die Öffentliche Hand in Deutschland immer wieder Geld ausgibt. Wer regelmäßig Sendungen wie „Extra 3“ oder den „ZDF-Länderspiegel“ mit dem „Hammer der Woche“ sieht, weiß was ich meine. Da geht es meistens um größere Summen, es geht aber oft auch um kleinere Beträge, so wie im Vormonat auf Juist:

Einstimmig beschloss der Gemeinderat auf seiner letzten Sitzung, dass durch einen Fachbetrieb ein sogenanntes Brandbook erstellt wird. Das hat nichts mit Feuer zu tun, sondern ist vielmehr dem Umstand geschuldet, dass in der Kurverwaltung oft und gerne mit englischen Schlagworten gearbeitet wird, es geht hier um ein „Markenbuch“. Es soll Festsetzungen enthalten, die in der zukünftigen Kommunikation konsequent eingesetzt werden sollen. Dies gilt z.B. für das Urlaubsmagazin oder Inselführer (was vom selben Betrieb erstellt wird, der nun die Festsetzungen dafür erarbeitet), und innerhalb der Kurverwaltung z. B. auf der Homepage juist.de, JuistWebApp, Blog, Plakate, Anzeigen, Geschäftskommunikation usw. In der Praxis sind das Fragen, wie das Seezeichen-Logo genau auszusehen hat oder welche RAL-Farbe das Rot im Schriftzug der Kurverwaltung hat.

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit hier von der Verwaltung Geld für Dinge ausgegeben wird, dessen Notwendigkeit der Bürger kaum nachvollziehen kann. In diesem Falle wäre es vielleicht auch mit dem Aufsetzen einer internen Dienstanweisung gut gewesen, an die sich dann jeder Mitarbeiter oder jede beauftragte Firma konsequent zu halten hätte.

Die Kalkulation für das 24seitige Book wurde von der Firma, die den Auftrag erhalten sollte, mit 48 Arbeitsstunden a 99 Euro plus Projektmanagement von 950,40 Euro = insgesamt 5.702,40 Euro dem Bäderausschuss vorgelegt. Kommentar der Verwaltung im Sachverhalt zur Beratungsvorlage: „Aus diesem Grund (gemeint war, dass die Firma bereits umfangreiche Druckerzeugnisse für die Kurverwaltung erstellt hat) ist das Angebot preisgünstig.“ Darüber kann man indes geteilter Meinung sein, denn würde der Betrag nicht als Eigenanteil der Gemeinde in den Kurhaushalt einfließen, wären immerhin 1.461 Übernachtungen durch kurbeitragszahlende Gäste (a 3,90 Euro) zur Gegenfinanzierung notwendig.

Die Summe erschien wohl auch einigen Mitgliedern von Bäderausschuss und Rat zu hoch. Auf der Ratssitzung kam nämlich dieselbe Beratungsvorlage wieder zur Abstimmung, nur: Plötzlich kommt der Auftragnehmer für dasselbe Produkt mit nur 1.200 Euro, also nur knapp 22 Prozent der ursprünglich kalkulierten Summe, aus. Da fragte sich der Zuhörer auf der Sitzung wirklich, was von solchen Kalkulationen eigentlich zu halten ist.

In jedem Fall konnte der Rat wohl die 1.200 Euro verknusen (sind ja jetzt auch nur noch 308 Gästeübernachtungen) und stimmte der Erstellung des Regelwerkes zu. Doch Wachsamkeit ist weiterhin angesagt, auch auf Juist kommt irgendwann wieder der nächste „Hammer der Woche“.

Es kommentierte STEFAN ERDMANN

 
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