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Rat und Verwaltung: Antrag auf Elektrobusse stieß beim Bauausschuss auf keine Gegenliebe

Beigetragen von S.Erdmann am 23. Aug 2022 - 23:41 Uhr

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Der Antrag der FLN Luftverkehr GmbH Norddeich auf Einrichtung eines regelmäßigen Shuttleverkehrs mit Elektrobussen zwischen Flugplatz und Hafen wurde vom Bau- und Umweltausschuss auf seiner öffentlichen Sitzung am Dienstagabend im Dorfgemeinschafschaftshaus einstimmig abgelehnt.

Bei Sitzungsbeginn stellte Bürgermeister Dr. Tjark Goerges fest, dass ein Mitwirkungsverbot bei Ausschussmitglied Jens Wellner (CDU) bestand. Dieser ist bei der AG Reederei Norden-Frisia tätig, wovon die FLN ein 100prozentiges Tochterunternehmen ist. Wellner nahm während der Behandlung des Punktes im Zuschauerraum Platz.

Mit Schreiben vom 27. Juni 2022 beantragte die FLN Frisia-Luftverkehr GmbH Norddeich, aufgrund der rückläufigen Beförderungszahlen im Flugverkehr nach Juist, einen Inselshuttle vom Flugplatz zum Hafen und zurück einzurichten. Hierfür sollen Elektrobusse (Mercedes Sprinter) auf der Strecke zum Einsatz kommen. In Zusammenarbeit mit den Fuhrunternehmen wolle man ein Gesamtkonzept erarbeiten und Logistikvorstellungen der Gemeinde Juist in ein derartiges und nachhaltiges, sowie zukunftsorientiertes Konzept einfließen lassen.

Ordnungsamtsleiter Ingo Steinkrauß hatte sich mit dem Schreiben befasst und führte dazu aus, dass die betroffenen Straßen An’t Diekskant und Flugplatzstraße nur für Pferdefuhrwerke, Fahrräder und Fußgänger gewidmet sind. Es besteht zudem eine Gewichtsbeschränkung von sechs Tonnen als tatsächliches Gesamtgewicht. Für die Aufnahme eines regelmäßigen Inselshuttlebetriebes mit E-Bussen auf dem angegebenen Streckenabschnitt wäre eine Ausnahmegenehmigung des Landkreises mit Stellungnahme der Gemeinde erforderlich.

In der Vergangenheit wurden ähnliche Anträge stets abgelehnt, da die Juister Fuhrunternehmen den Beförderungsbedarf mit einer ausreichenden Anzahl an verschiedenen Pferdefuhrwerken für einen Güter- und Personentransport bisher abdecken würden.

Ferner ist zu beobachten, dass mittlerweile zusätzlich immer mehr Fahrräder, Lastenfahrräder und Personenkutschen mit Tretkraftunterstützung zwischen dem Hafengelände und Flugplatz verkehren. Der zusätzliche Einsatz von E-Bussen dieser Größenordnung auf dem Streckenabschnitt würde das Verkehrsaufkommen merklich steigern durch den geplanten Regelverkehr, heißt es weiter in der Stellungnahme der Verwaltung. Die Unfallgefahr würde sich erhöhen, da insbesondere die Flugplatzstraße nur eine Breite von sechs Metern hat, die Deichscharte nur einspurig ist und die Fahrzeuge mit mehr als acht Metern Länge und drei Metern Höhe bei Überholmanövern und Begegnungsverkehr zwischen den Bussen und den Pferdefuhrwerken ein gewisses Gefahrenpotential bergen. Die Pferde könnten hin und wieder aufschrecken bei einer Annäherung. Die Haltepunkte bzw. Parkflächen am Hafen und Flugplatz sind für zusätzliche Fahrzeuge dieser Größenordnung von der Kapazität und Fläche nicht ausgelegt.

Im Falle einer Ausnahmegenehmigung würde ein Präzedenzfall geschaffen werden. Es ist mit Folgeanträgen von weiteren gewerblichen Anbietern zu rechnen. Die Kraftfahrzeugfreiheit der Insel würde im Falle einer Ausnahmegenehmigung mittelfristig unterlaufen werden. Das bekannte touristische Inselbild mit den Pferdekutschen auf den Straßen und am Hafen würde sich durch die fahrenden und parkenden E-Busse merklich verändern und die Einzigartigkeit der Insel bei den Gästen auch infrage stellen.

Ausschussmitglied Meint Habbinga (Pro Juist) wies darauf hin, dass die Gemeinde erst vor nicht allzu langer Zeit entsprechende Verträge mit einer Spedition hinsichtlich des Flugplatzzubringers abgeschlossen hatte.

„Ich bin nicht glücklich mit der derzeitigen Situation, denn ich weiß als Fluggast nicht, ob da eine Kutsche steht,“ stellte Gerhard Jacobs (CDU) fest. Hier seien die Abläufe zu optimieren, dazu benötige man aber keine E-Fahrzeuge. Auch in der Einwohnerfragestunde zum Sitzungsbeginn wurde von einem Einwohner bemängelt, dass die Fluggäste öfters sehr lange bis zur Abfahrt der Kutsche warten müssten, weil man noch auf das Eintreffen des nächsten Flugzeuges warte.

Da es keine weiteren Wortmeldungen mehr gab, wurde über den Beschlussvorschlag abgestimmt. Dieser war so formuliert, dass die Einrichung eines regelmäßigen Shuttleverkehrs mit Elektrobussen zwischen Flugplatz und Hafen abgelehnt wird. Der Beschluß wurde einstimmig gefasst, in der kommenden Woche hat dann der Gemeinderat das letzte Wort.

„Durch solche Aktionen wird natürlich immer mehr und immer öfter auf die Fuhrleute Druck ausgeübt“, so die HUF Spedition in einer Facebook-Mitteilung. Als Nachfolgebetrieb der früheren Firma Gerhard Heyken führt die HUF seit dem Rückzug des Fuhrmannshof Kannegieter den Liniendienst zwischen Flugplatz und Dorf alleine durch. Man ist gerade dabei, größere Investitionen auf dem OT-Lager zu tätigen, um Stallungen zu schaffen, damit der Pferdebetrieb weiterhin aufrecht erhalten werden kann. Weiter heißt es: „Wir haben aber auch sehr viel Zuspruch erfahren, gerade in den sozialen Medien, aber eben auch seitens der Gemeinde. Denn es gehört für uns sehr viel Leidenschaft und harte Arbeit dazu, die Inselversorgung zu bewerkstelligen und dabei das unverkennbare und viel geliebte Flair der Insel zu erhalten.“

Die Ingenieure Veit Flöser und Matthias Krein stellten einen ersten Entwurf für notwendige Änderungen zur Abwasserbesietigungssatzung vor. Das Thema erwies sich als äußerst Komplex, so dass man noch auf weiteren Sitzungen darüber sprechen werden muss.

Das Bündnis Juist und die Juist-Stiftung hatten zwei Anträge gestellt, wonach drei Trinkwassersäulen errichtet und an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen werden sollen. Auch in anderen Kurorten gäbe es die Säulen, damit Gäste und Einheimische Wasser zu sich nehmen können. Es bestand auch Einigkeit, dass die Errichtung sinnvoll ist und durchgeführt werden soll. Allerdings gab es Unstimmigkeiten bei den Standorten. Jens Wellner vermisste den Standort Kurplatz, die Juist-Stiftung hatte andere Strandorte beantragt als in den Erläuterungen zum Beschlussvorschlag aufgeführt waren. Der Verwaltungschef machte daher den Vorschlag, mit dem Wasserwerk noch einmal abzusprechen, was technisch ohne übermäßigen Aufwand möglich und sinnvoll ist. Zudem sollten neben den drei Standorten nach einer Testphase zwei weitere Stellen hinzu kommen, damit alle Bereiche der Insel abgedeckt sind. Daraufhin stellte Gerhard Jacobs den Antrag auf Vertagung, der einstimmig angenommen wurde.

Bei den Kenntnisgaben der Verwaltung erläuterte Goerges, dass ein beantragtes sogenanntes „Viergiebelhaus“ in der Mittelstraße 4 (Haus „Käptn Onnen“) nicht genehmigungsfähig sei, und der Landkreis nun eine geänderte Planung vom Bauherrn eingefordert hat. Zudem habe die EWE-Netz mitgeteilt, dass sie eine neue Stellfläche zur Sicherstellung der Stromversorgung für einen Schaltkasten im Loogster Pad benötige. Dieser soll im Herbst in der Nähe der bisherigen Trafostation an der Jugendherberge entstehen, die Anwohner wären darüber informiert worden.

JNN-FOTO: MICHAELA FRIEDRICHS

 
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