Auf Juist blickt man mit Sorge in Richtung Festland, wie man auf der Sitzung des Gemeinderates am Dienstagabend hören konnte. Sowohl die Pläne der Stadt Norden, die Norddeicher Straße in eine Fahrradstraße umwidmen zu wollen, wie auch die der Deutschen Bahn, den Bahnhof Norddeich-Mole im kommenden Sommer drei Wochen in der Hauptsaison abzuhängen, beunruhigt die Insulaner und Vermietbetriebe.
Die ausschließliche Anfahrt des Juister Schiffsanlegers in Norddeich über die Umgehungsstraße würde besonders für Insulaner und Mitarbeiter, die von Norden aus dorthin wollen, vor verlängerte Fahrzeiten stellen. Die Strecke ist nicht nur länger, sondern man muss erst einmal in Norden über die Schienen und auf der Mole wieder zurück über die Schranke am „Fährhuus“. Hier kommt es wegen der langsam fahrenden Züge oft zu längeren Wartezeiten, denn im Gegensatz zum Norderneyer Anleger auf der Ostseite legt das Juister Schiff auf der Westseite ab. Auch würde den abreisenden Gäste die Möglichkeit genommen, in Norddeich noch etwas zu essen, Reiseproviant einzukaufen oder zu tanken.
Bürgermeister Dr. Tjark Georges sah die Problematik auch, allerdings habe man bisher offiziell von der Stadt Norden noch nichts über diese Planungen erhalten, sondern kenne die Pläne bisher nur aus der Presse. Er gehe aber davon aus, dass Juist als betroffene Gemeinde befragt wird, weil man als „Träger öffentlicher Belange“ dazu gehört werden muss. Zudem wolle er bei Gelegenheit darüber ein Gespräch mit seinem Norder Amtskollegen Florian Eiben führen.
Die geplante Maßnahme der Deutschen Bahn, zu Beginn der NRW-Sommerferien die Eisenbahnbrücke in Emden sanieren zu wollen, was dazu führt, dass drei Wochen lang keinen Zug bis Norddeich-Mole durchfahren kann, sieht man bei der Gemeinde- und Kurverwaltung mit großem Unbehagen. Goerges: „Für Juist ist das ganz kritisch.“ Er nannte es unverständlich, dass von der DB nur die Belange von VW Emden berücksichtigt würden, nicht aber die des Tourismus: „Norddeich-Mole ist nachweislich der stärkste und wichtigste Bahnhof in Deutschland, was Tourismus angeht.“
Die Kurverwaltung habe bereits ein Veto dazu bei der Werbegemeinschaft TANO (Tourismus-Agentur Nordsee GmbH) eingelegt, diese hat bereits eine entsprechend scharfe Kritik am Verhalten der Bahn formuliert und veröffentlicht. Nach Ansicht des Juister Verwaltungschefs muss die Sache auf eine höhere Ebene, hier müssten die Landräte von Leer, Aurich, Wittmund, Friesland sowie der Oberbürgermeister von Emden gemeinsam aktiv werden.
TEXT UND FOTO: STEFAN ERDMANN