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Aus der Region: Borkum und Düsseldorf bekommen einen Seenotkreuzer „Hamburg“

Beigetragen von S.Erdmann am 08. Mai 2019 - 10:41 Uhr

Bild 0 von Borkum und Düsseldorf bekommen einen Seenotkreuzer „Hamburg“ [2]

Was hat unsere Nachbarinsel Borkum mit der NRW-Landeshauptsstadt Düsseldorf gemeinsam? Nun, nicht nur Borkum erhält im nächsten Jahr ein Schiff mit dem Namen „Hamburg“, sondern auch Düsseldorf. Und beide „Hamburgs“ haben eine große Gemeinsamkeit, beides sind nämlich Seenotkreuzer.

Der große Unterschied besteht indes darin, dass die neue „Hamburg“ zukünftig im aktiven Dienst der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auf Borkum eingesetzt werden soll, während der Seenotkreuzer „Hamburg“ in Düsseldorf bereits im Oktober 1985 von den Seenotrettern aus Altersgründen außer Dienst gestellt wurde. Es handelt sich nämlich um das Vorgängerschiff mit gleichem Namen, dass 1960 gebaut wurde. Die alte „Hamburg“ war allerdings nie auf Borkum eingesetzt, wohl aber ihr Schwesterschiff „Theodor Heuss“.

Dabei handelte es sich um eine Serie von vier Seenotkreuzern für die DGzRS und einem fünften Schiff, dass die italienische Küstenwache Guardia Costiera bauen ließ. Die Schiffe der damaligen 23,2-Meter-Klasse wurden in den Jahren 1957 bis 1960 von der Schiffswerft Schweers in Bardenfleth gebaut, Ausnahme bildete die „Hamburg“, die als letztes Schiff ihrer Klasse von Abeking & Rasmussen in Lemwerder gebaut wurde. Das Typschiff war die „Theodor Heuss“, daher spricht man auch von der „Theodor-Heuss-Klasse“. Es handelte sich um die weltweit erste Klasse moderner Seenotrettungskreuzer mit neuartigem Antriebs- und Tochterboot-Konzept.

Die Taufe der „Hamburg“ erfolgte am 11. März 1960 in Bremen. Von März 1960 bis Juli 1975 war sie dann in Burgstaaken auf Fehmarn stationiert, im gleichen Monat erfolgte die Verlegung nach Grömitz, wo das Schiff bis zur Außerdienststellung im Oktober 1985 stationiert war.

Danach begannen für die alte „Hamburg“ aufregende Jahren. Bereits zwei Monate nach der Außerdienststellung wurde sie in die Karibik verkauft, wo sie gewerblich genutzt wurde und nun „Sea Wolf“ hieß. Nach fünf Jahren Karibik kehrte das Schiff 1990 nach Deutschland zurück und lag erst in Neustadt in Holstein. In der Folgezeit wechselten Eigner und Liegeplatz mehrfach, so lag sie im Baltikum, auf Rügen und schließlich bis 2004 unter dem Namen „Ostseebad Kühlungsborn“ im gleichnamigen Ort an der Ostsee, später dann kurzzeitig in Wilhelmshaven. Im Herbst 2004 dann ein erneuter Eignerwechsel, dieser überführte das Schiff nach Stralsund, wo es überarbeitet wurde. Bis Mitte Juni 2007 lag der Kreuzer, nunmehr wieder unter dem alten Namen „Hamburg“, als Museumsschiff im Hamburger Museumshafen Oevelgönne, anschließend erfolgte die Verlegung nach Rostock. Der Rettungskreuzer bekam eine Zulassung als Traditionsschiff und konnte dort im Rahmen der Traditionsschifffahrt für bis zu 20 Personen gechartert werden. Bis vor rund zwei Jahren lag das Schiff unter dem Namen „Seewolf“ im Hafen der dänischen Stadt Stubbekøbing.

Lex Tichelaar, Mitgesellschafter der SRF Scheepsreparatie Friesland B.V., hat das Schiff vor rund drei Jahren in Dänemark gekauft, zusammen mit einem Partner in Düsseldorf, der dort den Yachthafen Marina Düsseldorf betreibt. Diese Marina beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit dem Thema Leben und Arbeiten auf dem Wasser. Jetzt gibt es ein neues Unit, „Spirit of the Oceans“, dass sich mit dem professionellen Umbau von klassischen, historischen Schiffen für den Einsatz zu Wohn-, Reise- und Businesszwecken befasst. Zusammen mit der Harlinger Werft wurde bereits die „Voorwaarts“, ein 1899 erbauter Segler, der viele Jahre der Provinz Groningen gehörte, restauriert und nach Düsseldorf gebracht, wo es seitdem als Eventschiff dient.

„Die „Seewolf“ war in Dänemark leider total leer geklaut worden“, so Tichelaar im Gespräch mit JNN, „wir haben es dann gekauft und nach Harlingen schleppen lassen.“ Inzwischen wurde schon einiges am Schiff restauriert, unter anderem der Maschinenraum. Tichelaar: „Es stehen noch die alten Maschinen darin, sie laufen jetzt wieder und wir haben die Genehmigungen, dass das Schiff wieder fahren darf.“ Man lege Wert darauf, diesen Bereich wieder so herzurichten wie bei der Indienststellung, da man diese alte Technik heute kaum mehr zu sehen bekommt. Daher stehe man auch im Kontakt mit dem Deutschen Museum in München, wo das Schwesterschiff „Theodor Heuss“ liegt.

Auch sollen zwei Kabinen mit je zwei Kojen ausgebaut werden, so dass zukünftig in Düsseldorf die Möglichkeit angeboten werden soll, auf dem Schiff zu übernachten. Da die Harlinger Werft stark ausgelastet ist, finden die Arbeiten an der derzeitigen „Seewolf“ immer nur zwischendurch statt. „Wir rechnen grob mit noch einem Jahr, bis es fertig ist“, so Lex Tichelaar. Und da man das Schiff in weiten Teilen in seinen Urzustand zurückversetzen will, kommt auch der alte Taufname „Hamburg“ wieder an die Aufbauten, bevor es rheinaufwärts geht. Tichelaar fand es höchst interessant, dass auf Borkum eine neue „Hamburg“ stationiert wird: „Der Gedanken, dass die alte „Hamburg“ dann einmal die neue „Hamburg“ auf Borkum besuchen könnte, hat für mich durchaus einen Reiz und ist eine Überlegung wert.“

Die Bilder, wo das Schiff im Wasser liegt, wurden kürzlich in Harlingen aufgenommen. Das Archivfoto, wo das Schiff zwecks Überholung des Rumpfes an Land liegt, entstand im Juli 2017 ebenfalls in Harlingen.
JNN-FOTOS und ARCHIVFOTO: STEFAN ERDMANN

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