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News: Joanna Strohoff führt Bordrestauration auf "Frisia X" in Eigenregie

Beigetragen von S.Erdmann am 22. Aug 2014 - 11:51 Uhr

Bild 0 von Joanna Strohoff führt Bordrestauration auf "Frisia X" in Eigenregie [2]

Die aus Polen stammende Joanna Strohoff hat es in diesem Jahr geschafft, die Selbstständigkeit in der Gastronomie zu erreichen. Erstmalig betreibt sie in Eigenregie die Bordrestauration des Ausflugs- und Fährschiffes "Frisia X", wo sie zuvor bereits seit acht Jahren als Angestellte tätig war. Jetzt im Sommer ist sie fast jeden Tag auf dem Wattenmeer im gesamten Bereich der Ostfriesischen Inseln unterwegs, um dort für das leibliche Wohl der Fahrgäste zu sorgen.

Vor 18 Jahren kam Joanna Strohoff aus Opole (wo übrigens auch Fußballstar Miroslav Klose geboren wurde) nach Norden; in Ostfriesland fühlte sie sich sofort wohl. Sie erlernte die deutsche Sprache, wirkte erst in der Gastronomie, dann zwei Jahre in einem Norder Verlag. Doch der Umgang mit Druckmaschinen lag ihr nicht, sie wollte wieder mit Menschen zu tun haben. So fing sie eine Umschulung zur Hotelfachfrau in einem Norder Hotel an, danach bewarb sie sich bei der Firma Lützen-Bordrestauration. Diese hat seit über zwanzig Jahren die Bordgastronomie auf allen sieben Fahrgastschiffen der Reederei Norden-Frisia gepachtet, denn dort hat es Tradition, dass die Reederei nicht selbst den Servicebetrieb betreibt, sondern an entsprechende Fachbetriebe verpachtet.

Als Joanna Strohoff 2006 dort anfing, kam sie von Anfang an auf die "Frisia X". Es war Liebe auf den ersten Blick, die elegante und schnittige Form des Schiffes hatten es ihr angetan und liebevoll spricht sie immer von "ihrem Baby". Auch der Kontakt zur dreiköpfigen seemännischen Besatzung (Kapitän, Steuermann und Matrose) war von Anfang an sehr gut, und von ihnen erhält sie als viertes Besatzungsmitglied auch viel Unterstützung.

Doch auf "der Zehn" – wie das Schiff genannt wird - ist vieles anders. Während auf den großen Fähren bis zu fünf Servicekräfte tätig sind, ist sie auf dem kleinen Schiff als Einzelkämpferin tätig. Dadurch muss sie vieles anders organisieren als auf den großen Fähren, zumal keine Küche zur Verfügung steht, und das Angebot an Speisen hinter dem kleinen Tresen zubereitet werden muss.

Im diesem Frühjahr entschloss sie die Firma Lützen nach Ablauf des Vertrages, die Restauration der "Frisia X" nicht mehr weiter zu betreiben. Joanna Strohoff sollte selbstverständlich bleiben, allerdings jetzt auf einer großen Norderney-Fähre. "Da gab es Tränen, denn ich wollte mein zweites Zuhause nicht verlassen", gibt sie offen zu.

Doch auch auf der "Frisia X" musste weiterhin eine Versorgung der Fahrgäste geben, und so kam schließlich das Angebot, die Restauration als eigenständiges Kleinunternehmen zu übernehmen. Es wurde hin- und her gerechnet, abgewogen, geplant, schließlich stand für sie fest: Das müsste klappen! Dann ging alles sehr schnell, denn die Saison stand vor der Tür und es gab viel zu tun: Kündigen beim bisherigen Arbeitgeber, Gewerbeanmeldungen, viel Papierkram und Telefonate, es musste eine neue Speise- und Getränkekarte her, die Kleidung sollte sich von denen der auf den anderen Schiffen angestellten Stewardessen unterscheiden; es galt, eigene Lieferanten zu suchen und vieles mehr. Joanna Strohoff ist zufrieden mit ihrer Entscheidung: "Selbstständig heißt zwar, jetzt mehr zu arbeiten, aber es läuft gut."

Über freie Tage entscheidet nun kein Chef mehr, sondern der Fahrplan. Wenn das Schiff fährt, muss sie vor Ort sein. In erster Linie werden Ausflugsfahrten von Norderney und Norddeich aus gefahren. "Da haben wir immer ein entspanntes Publikum an Bord. Die kommen teilweise schon weit vor der Abfahrtzeit, wollen die Nachbarinseln, den Nationalpark Wattenmeer oder die Seehundsbänke sehen." Aber auch im Fährdienst wird die "Frisia X" eingesetzt. Als Spätfähre zwischen Norddeich und Norderney oder oft auch an verkehrsstarken Tagen im Juist-Verkehr. Joanna Strohoff: "Da ist alles anders. Binnen fünf Minuten ist ein leeres Schiff bis auf den letzten Platz gefüllt, diese Gäste haben entweder eine lange Autofahrt hinter sich und wollen in ihr Ferienquartier oder sie haben von der Insel aus keine Zeit, weil sie in Norddeich ihren Zug erreichen wollen." Bei morgendlichen Abfahrten läuft ihr angebotenes Frühstück sehr gut. Gerne bedient Joanna auch an den Tischen, doch bei Linienfahrten mit vollem Schiff geht aus Zeitgründen nur der Verkauf am Tresen. Und auch der begrenzte Platz hinter dem Tresen zwingt zu einem genau ausgeklügelten System. Immerhin sind dann bis zu 300 Fahrgäste an Bord, bei den Ausflugsfahrten meistens deutlich weniger.

Wieder anders sind die Charterfahrten. Hochzeiten, Geburtstage, Firmenfeiern und Betriebsausflüge, Fahrten mit Politikern, alles wurde dort schon an Bord ausgerichtet. Strohoff: "Da ist vorher eine genaue Absprache mit dem Charterkunden nötig." Doch auch Seebestattungen unternimmt das Schiff; der Umgang mit trauernden und Abschied nehmenden Menschen erfordert dabei viel Fingerspitzengefühl und Sensibilität.

Nicht immer ganz einfach ist auch die Versorgungslogistik. Meistens liegt das Schiff nachts auf Norderney, aber auch auf Norddeich oder Juist. Und wenn es morgens los geht, dann muss alles an Bord sein. Die Brötchen kommen meist von einem regionalen Bäcker aus Norddeich, und Eis wird auf Juist gekauft, weil der Lieferant sein Lager dort direkt im Hafenbereich hat. Trotz dieser Schwierigkeiten ist Joanna Strohoff zufrieden: "Ich brauche wenig wegwerfen. Durch die jahrelange Erfahrung an Bord habe ich ein gutes Gespür dafür, was und wie viel ich benötige."

Viele Fahrgäste kommen immer wieder. Wer in einem Jahr einen Ausflug nach Juist unternimmt, der will im Jahr darauf nach Baltrum oder Langeoog. Und gerade ältere Leute, die in der Vor- und Nachsaison verstärkt die Inseln besuchen, erzählen gerne und freuen sich, wenn "ihre Stewardess auf ihrem Schiff" ist.

Nicht nur mit den unregelmäßigen Arbeitszeiten und den unterschiedlichem Publikum hat Joanna Strohoff zu tun. Auch wenn keine Fahrten angesetzt sind und sie frei hat, ist das Handy immer in der Nähe. Wie schnell bleibt ein Reisebus im Stau hängen oder ein Zug verspätet sich, und die letzte Fähre ist weg. Das ist dann ein Fall für die "Frisia X", und da ist Flexibilität gefragt. Trotzdem möchte Joanna nichts anders tun. Und wer mit dem Gedanken spielt, ebenfalls in einer Bordgastronomie anzuheuern, kann sie einen Rat geben: "Man muss so eine Arbeit wirklich mögen, sonst funktioniert es nicht."

Unsere Fotos zeigen Joanna Strohoff hinter ihrem kleinen Tresen auf der "Frisia X", ein weiteres Bild zeigt das Schiff in Fahrt auf dem Juister Watt.

JNN-FOTOS (2): STEFAN ERDMANN

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