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Rat und Verwaltung: Patron: Ausverkauf der Insel ist noch nicht gestoppt

Beigetragen von S.Erdmann am 13. Jan 2015 - 17:17 Uhr

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Wie in jedem Jahr kamen nur rund 40 interessierte Juister Bürger zum Neujahrsempfang der Inselgemeinde Juist in den Trausaal vom "Alten Warmbad". Bürgermeister Patron dankte zu Beginn den drei Hausmeistern vom "Haus des Kurgastes" und den Juister Cheerleader-Gruppe, die sich um die Ausrichtung der Veranstaltung kümmerten. Er sprach aber auch die loyale, gewissenhafte und zuverlässige Arbeit von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde- und Kurverwaltung an: "Wir sind gut durchorganisiert und haben kompetente und hochqualifizierte Beschäftigte in allen Bereichen."

"2014 war ein ganz außerordentlich planungs- und umsetzungsreiches Jahr. In dieser Komplexität war das bisher aus meiner Sicht einzigartig und hat uns alle, also Verwaltung, Rat und ein gutes Stück auch unsere Bevölkerung, gefordert", so fasste der Bürgermeister das Vorjahr zusammen.

Es seien wichtige, sehr weitreichende Grundsatzentscheidungen für die Insel getroffen worden, allem voran stand in vergangenen Jahr die Neuvergabe des Hafenumschlages und damit verbunden der Erhalt der Autofreiheit. Das Unternehmen Jüchter stellte nach 67 Jahren seine Arbeit ein, und so war es notwendig, Nachfolgeunternehmen zu finden. Patron: "An dieser Stelle möchte ich Jochen Jüchter stellvertretend für seine Familie für die geleistete Arbeit für Juist ganz herzlich danken." Dem Juister Trio, also den drei Firmen, die seit Jahresbeginn für Umschlag und Auslieferung verantwortlich sind, wünschte der Rathauschef für Erfolg. Wichtig dabei, und das hätten fast alle Ratsmitglieder immer wieder betont, sei die Belieferung der Insel mit Pferd und Wagen.

"Pferd und Wagen sind gute Stichpunkte für meine weiteren Ausführungen", so Patron weiter, "seit nunmehr drei Jahren kämpfe ich für eine erhebliche Qualitätsverbesserung die Haltung der Inselpferde aber auch die Vorhaltung der Fahrzeuge und die Ausbildung der Kutscherinnen und Kutscher betreffend. Einzelne Fuhrunternehmen haben sich inzwischen vorbildlich an die Maßgaben gehalten, haben gutsitzende Geschirre für die Pferde angeschafft, ihre Kutschen TÜV abnehmen lassen und ihre Mitarbeiter ausbilden lassen. Andere Unternehmen müssen nachziehen, um Bestrafungen durch Polizei oder Veterinäramt zu vermeiden. Denn weitere Kontrollen werden kommen, das ist sicher."

Ein anderes zentrales Thema auf Juist sei der Ausverkauf der Insel an Fremde. Patron: "Das ist nach wie vor nicht gestoppt. Immer noch werden astronomische Preise für Immobilien gezahlt, was es uns Einheimischen unmöglich macht, Eigentum zu erwerben. Weiterhin ist es für uns unerlässlich, die touristische Entwicklung Juists zu sichern und nachhaltig zu entwickeln. Prozesse, die durch den Ausverkauf zu scheitern drohen. Der Rat nun hat die Neuaufstellung der Bebauungspläne für nahezu die gesamte Insel beschlossen."

Mit den beschlossenen Veränderungssperren möchte man zugleich die bestehenden Wirtschafts-, Wohn- und Sozialstrukturen und damit das Fortbestehen der insularen Strukturen sichern. Dies gilt insbesondere für die Nutzungsmischung aus Dauerwohnen und Ferienwohnen. In den nächsten Wochen geht es an die Neustrukturierung der ersten Bebauungspläne, die dann auch der Bevölkerung vorgestellt werden: "Eine solch wegweisende Überarbeitung und Erneuerung der Planungen kann nur gemeinsam mit der Bevölkerung stattfinden, darum bitte ich sie unbedingt um ihre Beteiligung und Mitarbeit an der Aufstellung der Pläne für die Zukunft unserer Insel." Auch die geplanten Erbbaugrundstücke zwischen dem Seeferienheim und der Siedlung für Einheimische werden in den neuen Bebauungsplan Billstraße/Loog integriert, versicherte Patron.

Der Bürgermeister ging noch auf viele andere Dinge des Vorjahres ein, so eine abgeschlossene Kooperationsvereinbarung mit der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. Bestandteil dieser Vereinbarung sei unter anderem der Erhalt des Nationalparkhauses, eine enge Zusammenarbeit im Bereich des Projektes KlimaInsel Juist, der Betrieb von Strandmüllboxen sowie umfangreiche Informationen über eine nachhaltige Trinkwasserbewirtschaftung. Dietmar Patron zu dem Thema: "Für Gäste und Bewohner der Insel bietet der Aufenthalt im Nationalpark Wattenmeer die sichere Gelegenheit zu außergewöhnlichen Naturerlebnissen sowie Lern- und Lebenserfahrungen." Als sehr positiv bewertete er in diesem Zusammenhang die Entscheidung des Gemeinderates, seiner Vorgabe zu folgen und den Antrag auf eine weitere Kitesurffläche im Wattenmeerbereich zurückzuziehen: "Wassersport ist ein wichtiger Bestandteil unseres Tourismuskonzeptes, hat aber dann vor den Interessen der Natur zurückzutreten, wenn es sich um eine Trendsportart handelt, die nur von wenigen Menschen ausgeübt wird."

Die Bemühungen der Insel beim Projekt KlimaInsel sprach Patron ebenfalls an, hier würde besonders Marketingleiter Thomas Vodde am Ball bleiben. Es sei wichtig, das Ziel die Klimaneutralität bis zum Jahr 2030 fest im Auge zu behalten und neue Ideen dahingehend zu entwickeln. Ein wichtiger Schritt dahin ist es, öffentliche Gebäude energetisch zu sanieren, wobei man ein besonderes Augenmerk auf die Inselschule richten will. Die Heizungsanlage ist überaltert und abgängig, man will es energetisch so gestalten, dass sie mit neuer Heizung, einem intelligenten Be- und Entlüftungssystem oder Photovoltaikanlagen auf dem Dach soviel Energie produziert, dass sie sogar einen Überschuss erwirtschaftet und diesen dann ins Netz abgeben kann.

Viele Dinge konnte 2014 trotz beengter Haushaltslage durchgeführt oder begonnen werden. Das Küstenmuseum erstrahlt in neuem Glanz und erhielt zusätzliche Räumlichkeiten. Der Strandaufgang bei den Tennisplätzen wurde komplett neu gepflastert und begradigt. In diesem Jahr nun soll der Aufgang bei der Katholischen Kirche in Angriff genommen werden. Die Kläranlage erhielt den längst überfälligen sogenannten Schwarz-Weiß-Bereich. Durch den Aufbau eines Satteldaches auf das bestehende Betriebsgebäude wurde dieses erheblich vergrößert und entspricht nun den rechtlichen Vorgaben. Die Fenster des Towers am Flugplatz wurden komplett erneuert. Ein neuer Tidepegel wird in den nächsten Wochen am Juister Hafen installiert um endlich verlässliche Messdaten für den Hafen zu erhalten, die für die Bewirtschaftung eine große Rolle spielen. Ein Ingenieurbüro wurde mit den Planungen für ein neues Feuerwehrgerätehaus und eine Rettungswache im Zwischendeichgelände beauftragt. Und letztlich konnten die Arbeiten für den neuen Kindergarten bei der Inselschule begonnen werden und befinden sich nun schon in einem Stadium, welches die Hoffnung nährt, dass unsere kleinsten Insulanerinnen und Insulaner dort schon im Sommer einziehen können. Als großen touristischen Erfolg werte Patron zudem die Gründung des sogenannten Gästeparlaments.

"Unser besonderes Augenmerk wird in diesem Jahr auf dem 175jährigen Jubiläum des Juister Seebades liegen", so der Bürgermeister. Die Planungen, dieses besondere Ereignis gebührend zu würdigen, liefen bereits. Gedacht sei an ein Fest an einem Wochenende im Sommer. Dabei möchte man auch gerne den politischen Würdenträgern aus Hannover oder Berlin, die leider in den letzten Jahren doch einen Bogen um Juist gemacht hätten, das Eiland wieder mehr ins Gedächtnis rufen und diese zu einem Festakt einladen.

Weiter will die Gemeinde in diesem Jahr an den gemeindeeigenen Immobilien arbeiten. So werden zwei Objekte in der Gräfin-Theda-Straße neue Dächer erhalten, die Kanalsanierungsmaßnahmen sollen fortgeführt werden, und auch im Wasserwerk sind umfangreiche Erneuerungen unausweichlich. "Über Arbeitsmangel werden wir uns also auch in 2015 nicht zu beklagen haben", stellte Patron dazu fest. Zum Schluss ging er auch noch auf die Mitwirkung der Bürger ein: "Für eine lebendige, lebenswerte und gut funktionierende Gemeinde brauchen wir unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, sei es in den Vereinen, Kirchengemeinden, der Schule, dem Kindergarten, der Freiwilligen Feuerwehr, oder in allen anderen Organisationen."

Wie in jedem Jahr wurde auch diesmal beim Neujahrsempfang der Inselgemeinde einer ehrenamtlich tätigen Person oder Verein gedankt. In diesem Jahr ging die Ehrung an Hans Kolde, der seit 60 Jahren zahlreiche Ehrenämter oder ehrenamtliche Tätigkeiten durchführt.

Hans Kolde erblickte in Esens das Licht der Welt. Während seiner Militärzeit wurde er zum Flugzeugführer und Fluglehrer ausgebildet, die Leidenschaft für die Fliegerei ließ ihn sein ganzes Leben nicht mehr los. In den frühen fünfziger Jahren führte er erste Versuchslehrgänge für Segelflug auf Juist durch, 1956 entstand unter seiner Mitwirkung der Segelflughorst als Vorläufer der Jugendbildungsstätte Theodor Wuppermann e.V.

Neben der jahrzehntelangen Leitung dieser Institution fand Kolde auch Zeit für andere Dinge, die ihm am Herzen lagen. Ab 1982 übernahm er die ehrenamtliche Leitung des Juister Küstenmuseums und baute dieses zu einem Bildungs- und Lernort aus. Kurze Zeit später begann er, regelmäßig Kunstausstellungen für die Gemeinde zu organisieren und das bis zum heutigen Tage. Patron: "In vielfältiger Weise bist du bis heute aus dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben nicht wegzudenken. Hier alle deine ehrenamtlichen Tätigkeiten aufzuführen würde zu weit führen." So ist er Mitherausgeber des "Strandlooper", er leitet den Arbeitskreis Kunst/Küstenmuseum im Heimatverein, ist im Stiftungsrat der von ihm mitgegründeten Juist-Stiftung, und er hat verschiedene Kunstarchive aufgebaut und betreut.

Folgerichtig hat Kolde für seine herausragenden Leistungen im Jahr 1983 das Bundesverdienstkreuz erhalten. 1988 bekam er den Upstalsboomtaler der Ostfriesischen Landschaft für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Kultur, und im Jahre 1996 wurde er zudem zum Ehrenbürger der Inseln Hiddensee und Juist ernannt.

Hans Kolde nahm die Ehrung entgegen und sprach noch einmal davon, wie wichtig es sei, dass sich die Bürger einer Insel, einer Stadt oder eines Ortes auch ehrenamtlich engagieren. Die Bereitschaft dazu nehme ab, dennoch wünsche er sich, dass er in der nächsten Zeit Personen findet, welche ihm die Aufgaben abnehmen und weiterführen. Er selbst hoffe, dass ihm der liebe Gott noch ein paar Jahren schenkt, aber er werde im März 90 Jahre alt, also höchste Zeit, die Dinge in jüngere Hände abzugeben.

In seinem Jahresrückblick ging Dietmar Patron auch auf die Situation auf der Norddeicher Mole ein. Was er dazu sagte und aktuelle Fotos vom Bau des neuen Abfertigungsgebäudes am Juist-Anleger können Sie morgen hier auf JNN lesen.

Unsere Fotos zeigen den Bürgermeister, Hans Kolde, die Zuhörer im Trausaal sowie die Mädchen von der Cheerleader-Gruppe mit Leiterin Bettina Suk-Langbein.

JNN-FOTOS (6): STEFAN ERDMANN

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