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Nationalparkverwaltung: Seehundzählung 2015: Seehundbestände im Wattenmeer trotzen Grippevirus

Beigetragen von JNN am 06. Nov 2015 - 17:34 Uhr

Bild 0 von Seehundzählung 2015: Seehundbestände im Wattenmeer trotzen Grippevirus

Die Seehundbestände im Wattenmeer sind auch 2015 stabil geblieben. Trotz einer Anhäufung von Totfunden im Herbst und Winter 2014, ausgelöst durch den Influenza-H10N7-Virus ("Grippevirus"), ist lediglich eine kaum messbare Beeinträchtigung der Population zu verzeichnen. Die abgestimmten Zählflüge im gesamten Watten-meer ergaben ähnliche Zahlen wie im Vorjahr. Die für die Koordination der Seehundflüge zuständige Trilaterale Seehundexpertengruppe (Trilateral Seal Expert Group) teilte mit, dass der Bestand, trotz leichten Rückgangs um weniger als 1% im Vergleich zum Vorjahr weiterhin als sehr solide bezeichnet werden kann.

Seit dem letzten großen Seehundsterben im Jahr 2002, dem fast die Hälfte der Population zum Opfer fiel, nahmen die Bestände bis 2013 kontinuierlich zu, die Experten schließen aber nicht aus, dass sich das Populati-onswachstum seither generell abgeschwächt hat. Die Zählungen werden traditionell im August, während der Fellwechselperiode und den damit verbundenen häufigeren Landaufenthalten der Tiere, durchgeführt. Dies hat zur Folge, dass sich die Anfang Oktober 2014 bekannt gewordene erhöhte Seehundsterblichkeit, vor allem in Dänemark und Schleswig-Holstein, erst in den diesjährigen Zahlen widerspiegelt. Die Anzahl der gefundenen toten Tiere belief sich für beide Regionen zusammen auf ca. 3.400 Tieren, in Niedersachsen/Hamburg und den Niederlanden, wo die Infektionen später einsetzten, gab es weit weniger Totfunde. Die letztjährigen Vermutun-gen der Trilateralen Seehundexpertengruppe, dass das Auftreten dieser Erkrankung keine Gefahr für den gesamten Bestand der Seehunde im Wattenmeer darstellt, haben sich aufgrund der ermittelten Gesamtzahlen bestätigt. "Wir sind natürlich erleichtert, dass das Auftreten der Influenzaviren keine weitreichende Folgen für die Seehundbestände gehabt hat und deren Entwicklung im Gebiet des Weltnaturerbes Wattenmeer weiterhin eine echte Erfolgsgeschichte ist" so Rüdiger Strempel, Sekretär des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats (CWSS) in Wilhelmshaven. "Dies ist in diesem Jahr besonders hervorzuheben, da wir das 25-jährige Jubiläum des Wattenmeer-Seehundabkommens begehen. Es ist das erste unter der Schirmherrschaft des UN-Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden Tierarten (CMS) geschlossene Regionalabkommen und ist bis heute ein Vorbild für viele weitere Abkommen." Das CWSS übt die Sekretariatsfunktion für das Abkommen aus und ist damit auch verantwortlich für die Koordination der Seehundzählungen.

Zum Zeitpunkt der Zählungen konnten im dänischen, deutschen und niederländischen Wattenmeer 26.435 Seehunde erfasst werden. Diese verteilen sich wie folgt: 2.849 (bei 686 Jungtieren) Tiere in Dänemark, 8.293 (3.777) in Schleswig-Holstein, 7.627 (1.939) in Niedersachsen und Hamburg und 7.666 (2.082) im niederländi-schen Wattenmeer. Verglichen mit den Zahlen von 2014 ergab sich also ein minimaler Rückgang der Gesamt-zahlen, bei einem ebenso kleinen Anstieg (weniger als 1%) bei den Jungtieren. Im letzten Jahr war hier bereits eine Rekordzahl ermittelt worden. Regional betrachtet fällt auf, dass die Entwicklung der ermittelten Bestände durchaus unterschiedlich ausfällt. Während in Dänemark eine Abnahme von 15% und in Schleswig-Holstein von 10% zu verzeichnen war, sind die Bestände in Niedersachsen/Hamburg und in den Niederlanden um 9% bzw. 8% gewachsen. Diese Zahlen reflektieren auf den ersten Blick den Verlauf der Grippeinfektionen, genauere Angaben hierzu lassen sich aber erst aufgrund von Beobachtungen über mehrere Jahre treffen. Weiterhin deuten Verschiebungen in der Population auf die hohe Mobilität der Tiere und der Gesamtpopulation hin, die so vermutlich auf Einflüsse wie verfügbare Nahrung, Fortpflanzungsbedingungen und etwaige Störungen reagieren. "Die Seehundbestände sind ein Indikator für eine erfolgreiche trilaterale Zusammenarbeit zum Schutz des Wattenmeeres, die koordinierten Zählungen über vier Regionen ermöglichen es, ein Gesamtbild der Population für das Wattenmeer zu erstellen." ergänzt Sascha Klöpper vom CWSS. Da sich erfahrungsgemäß viele Seehun-de während der Zählungen im Wasser aufhalten und somit nicht erfasst werden, korrigiert sich die Gesamtzahl nach wissenschaftlichen Erfahrungswerten rechnerisch auf 38.900 Tiere im Jahr 2015.

Die Kegelrobben waren von der Influenzaerkrankung gar nicht betroffen. Folglich ergibt sich ein leicht anderes Bild: Nach einem bemerkenswerten Anstieg der erfassten Kegelrobben im Jahr 2014, konnte 2015 ein Bestand von 4.521Tieren während der Fellwechselperiode ermittelt werden, was einen Anstieg von 5% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Die gezählten Jungtiere belaufen sich auf 829, was einen weiteren deutlichen Zuwachs bedeu-tet. Bemerkenswert ist hierbei, dass zum ersten Mal spezifische Zählungen in Dänemark durchgeführt wurden,
wobei auch gleich das erste dokumentierte Jungtier im dänischen Wattenmeer vermeldet werden konnte. Die Kegelrobbenpopulation scheint sich weiter im Wattenmeer zu etablieren und breitet sich nach Norden aus. Die Gesamtpopulation wird weiterhin von Tieren aus den Gewässern Großbritanniens beeinflusst, wie bereits aus früheren Jahren dokumentiert.