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Rat und Verwaltung: Justus Frantz kommt in diesem Jahr nach Juist

Beigetragen von S.Erdmann am 13. Jan 2020 - 10:39 Uhr

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Trotz des Regenwetters kamen am Sonntagmittag (12. Januar 2020) rund 40 Insulaner ins Alte Warmbad zum Neujahrsempfang der Gemeinde Juist. Bürgermeister Dr. Tjark Goerges ging in seiner jährlichen Ansprache im Trausaal auf das abgelaufene Jahr ebenso ein, wie auf aktuellen Probleme, und es gab einen Ausblick auf das neue Jahr.

Der Klimawandel war natürlich ein Thema, denn nicht zuletzt sind Inseln so verletzbar wie kaum ein anderer Ort. So stellte man wieder fest, dass der Billdünenbereich trotz kaum wahrnehmbarer Sturmfluten sehr stark gelitten habe. Die Energiewende als Reaktion auf das Thema Klimawandel führt zum Thema Offshore-Windparks und den Nabenerhöhungen der Windräder. Goerges: “Wir sehen die Mühlen auf 360 Grad. Der Abstand ist nicht wirklich bedrohlich, doch deren Präsenz schränkt das Gefühl der Freiheit durch den ursprünglichen Weitblick ein.”

Ein existenzielles Element einer Insel ist deren Zugang, also Hafen und Einfahrt. Fakt sei weiterhin, dass der Hafen immer noch permanent unter Verschlickungsherausforderungen leidet. Der Bürgermeister meinte dazu: “Dieses Thema haben wir in den letzten Jahren bearbeitet und sind aktuell der Meinung, dass durch die Zusammenarbeit mit NPorts, dem NLWKN, dem Segelklub, der Reederei Norden Frisia und der Gemeinde eine vernünftige Lösung mit dem wiederkehrenden jährlich mehrfachen Einsatz der Injektionsschiffe entwickelt werden konnte.” Zudem sei die Verlegung der Durchfahrt zwischen dem Gewerbehafen und dem Sportboothafen nach Norden weiter in Planung, da dadurch erwartet wird, dass die Verschlickung im Gesamthafen verringert werden kann.

Auch der Punkt der neuen Fährverbindung mit den Minifähren vom Töwerland-Express, die im Vorjahr ihren Betrieb aufnahm, sprach Goerges an: “Am Beispiel des neuen Angebotes zeigt sich, wie sensibel und schwierig es ist, in existierende Geschäftskonzepte einzusteigen. Gerade für uns als tideabhängige Insel ist es wichtig, mehr Flexibilität hinsichtlich der Erreichbarkeit unserer Insel sicherzustellen. Ergänzend zur Fähranbindung ist die Fluganbindung, die natürlich witterungsabhängig ist, wichtig und gut. Dafür sind wir dankbar. Trotzdem sehe ich die erweiterte Erreichbarkeit der Insel mit dem Töwerland-Express als wichtige Ergänzung und Abrundung des Angebots an. Andere Inseln wie Borkum, Spiekeroog und die niederländischen Inseln kennen diesen Service längst.”

Sehr froh sei man als Hafenbetreiber und Kurverwaltung darüber, dass das Ausflugsschiff “Wappen von Juist” weiterhin auf der Insel verbleibt und seit dem Vorjahr durch die Norden-Frisia-Tochter Cassen-Tours betrieben wird. Der Verwaltungschef dazu: “ Was wäre ein Juisturlaub ohne die Fahrt zu den Seehundsbänken und anderen Zielen.” Am Hafen selbst soll in 2020 zudem die Zugangsstraße zum Westhafen (Fracht und Müllentsorgung) so verbreitert werden, dass ein Begegnungsverkehr möglich sein wird und keine unnötigen Wartekosten verursachen kann. Weitere Verbesserung in der Hafenlogistik sind in den nächsten Jahren zu planen.

Goerges ging auch auf den Flugplatz als zweites wichtiges Standbein bei der Anbindung ein. Wichtig hierfür ist die Flugplatzanbindung zum Dorf. Nach nunmehr über 30 Jahren stellte die Firma Fuhrmannshof Kannegieter diesen Dienst ein. Die Firma HUF Spedition Juist GmbH bietet diesen Dienst jetzt alleine an und die Gemeinde wird in 2020 sehen, ob das Gesamtkonzept unter Mithilfe von digitalen Medien optimiert und ergänzt um Leihräder zufriedenstellend umgesetzt werden kann. Daher soll auch der Fahrradabstellplatz am Flugplatz neu ausgerichtet werden, worum sich die Jugendbildungsstätte Theodor Wuppermann e.V. kümmern will. Goerges: “Die Jubi ist für Juist ohnehin ein Jahrzehnte währendes Juwel, denn die Inhalte und das Programm begeistern immer wieder tausende von Auszubildenden, so dass die Räumlichkeiten sogar erweitert werden müssen”.

Die spürbar ansteigende Zahl von Fahrrädern auf Juist heizt immer wieder das Klima an und sei eine weitere Herausforderung. Als nächste Aktion will die Verwaltung die Abstellmöglichkeiten im Hauptort erweitern, indem zusätzliche Fahrradparkplätze am Kurplatz und in der Wilhelmstraße geschaffen werden.

Hinzu käme, dass die Verkehrsentwicklung auf Juist seit geraumer Zeit durch das Thema Elektromobilität geprägt wird. Als Pferdeinsel sei Juist bekannt, doch die Fortführung ist nicht einfach. Die Kosten hierfür steigen kontinuierlich, und gerade deshalb wird dieser Punkt die Insel für die nächsten Jahre beschäftigen, da auch das Reitangebot entwickelt werden muss. Vor Vorteil sei hierbei, dass man gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung nun auch im Westteil der Insel ausgewiesene Reitwege anbieten kann.

Der Erhalt der Infrastruktur sei ebenfalls eine große Herausforderung, denn das Abwassersystem ist in die Jahre gekommen und bedarf einer grundlegenden Sanierung, die Straßenqualität leidet unter der Nutzung, insbesondere durch die vielen Bauaktivitäten von Jahr zu Jahr weiter, und hierzu wird derzeit ein konkreter Plan aufgestellt.

Das größte Projekt 2019 ist mit der Wasserwerkssanierung begonnen worden und wird im Frühjahr 2020 abgeschlossen werden. Dort werden insgesamt 1,5 Mio. Euro für eine Ozon-Biofiltrationsanlage eingesetzt werden.

Dankbar sei der Verwaltungschef, dass es Juistern gemeinsam gelungen ist, das Lebensmittelgeschäft im Loog weiter zu führen. Damit ist die Versorgung dort gesichert. Hinzu kommt, dass Teile des “Loogster Huus” an einen Pächter mit gastronomischen Angebot vergeben werden soll.

Auch auf das Engagement der in der Freiwilligen Feuerwehr ehrenamtlich Tätigen ging Goerges ein. Juist könne froh sein, dass im Gegensatz zu anderen Inseln wie Wangerooge die Mindestzahl an aktiven Feuerwehrfrauen und –männer und somit die Einsatzfähigkeit sicherstellt ist, aber: “doch ist das Feuerwehrgerätehaus seit vielen Jahren den Platzbedürfnissen nicht mehr gewachsen. Die Erstellung eines neuen Gebäudes im Zwischendeichgelände ist aus unserer Sicht dringendst zu planen und umzusetzen. Hierzu stehen wir im engen Kontakt mit dem Innenministerium und werden auch den Landkreis einbinden. Wenn uns eine zeitnahe Umsetzung nicht gelingen sollte, sehe ich die Reputation aller Verantwortlichen für diese kommunale Aufgabe gefährdet. Ich sage Ihnen, das wird nicht eintreten.”

Auch Kindergarten und Schule bewegen die Gemeinde. Gegenwärtig sind dort in der Krippe und dem Kindergarten 30 Kinder bei sechs Fachkräften untergebracht. Goerges zeigte sich unzufrieden über die aktuelle Lage: “Wir erwarteten, dass durch die Beitragsfreiheit, die dadurch entstehen, dass ermittelte Personalkosten der Fachkräfte zu einem Großteil gedeckt werden, auch Vorteile für uns als Kommune entstehen. Dem ist leider nicht so. Hier müssen wir weitere Finanzmittel einwerben”. Zudem sei die Anzahl der Schüler dramatisch auf unter 80 gesunken ist, dennoch will man die Rahmenbedingungen für den Erhalt einer soliden Schulausbildung verstärkt unterstützen.

Für 2020 ist die Sanierung des Hundeauslaufplatzes geplant, ebenso soll es zum dritten Mal in Folge wieder ein Ferienprogramm für Juister Kinder geben. Das Musikfestival wird zum 21. Mal stattfinden, Zirkus Dobbelino ist wieder gebucht. Neu dabei ist ein MiniMathematikum (Mathematik erleben), Achtsamkeitstage und als Veranstaltungshighlights kommen neben Mirja Boes und Johan König erstmalig auch Justus Frantz & Sohn nach Juist. Zudem wird Juist im NDR bei Judith Rakers unterwegs und bei RTL Nord zu sehen sein. Es wird eine Juist App geben und die lang ersehnte Info-Stele. Im Keller vom Erlebnisbad ensteht derzeit ein Fitnessbereich, ein weiterer Gästebeitragsautomat soll am Hafen aufgestellt werden, und wenn alles klappt, wird noch vor Ostern der neue Minigolfplatz fertig.

Die großen Themen seien ohnehin gesetzt: Finanzen, Bauen, Infrastruktur und das Tourismusangebot. “Trotz einer guten Steuerkraft sind wir eine finanzschwache Kommune”, stellte der Bürgermeister mit Bedauern fest. Ein Grund sei sicherlich die hohe Belastung aufgrund der Insellage und die stark defizitäre Kurverwaltung. Ergänzend ist es gelungen, eine große Summe an Fördergeldern einzuwerben. Im Jahr 2019 waren dies mehr als 1,7 Mio Euro. Die damit verknüpften Maßnahmen sollen während der nächsten zwei Jahre umgesetzt werden.

Die Ratsarbeit ist weiterhin anspruchsvoll und alle Beteiligten sind gefordert. Nach drei Jahren führt der jetzige Rat die 40. Sitzung durch. Dass trotz vieler einstimmiger Entscheidungen auch Uneinigkeit und Unzufriedenheit zu vernehmen ist liegt dabei in der Natur der Sache. “Als Bürgermeister sehe ich diese Herausforderungen, muss aber auch sicherstellen, dass unsere Verwaltung nicht allzu sehr in die politische Meinungsbildung eingebunden wird und die eigentliche Kernaufgabe leidet”, so Goerges abschließend zu diesem Punkt.

Die Zusammenarbeit mit den beiden Kirchengemeinden sei sehr gut, so konnte der Bürgermeister auch bei diesem Empfang die neue evangelische Pastorin Stefanie Lohmann begrüßen und ihr einen guten Start wünschen. Goerges weiter: “In diesem Kontext möchte ich darauf hinweisen, dass für die Insel traditionell der Kirchenmusiker ein wichtiges kulturelles Element gewesen ist und hoffentlich auch bleibt. Deshalb möchte ich auch hier an die evangelische Kirchengemeinde plädieren, sich für den Verbleib dieser Stelle einzusetzen.” Die Aktion 1000mal60 sei hier sehr hilfreich und läuft immer noch weiter.

“Das sozio-kulturelle Klima auf Juist wird geprägt durch das ehrenamtliche Engagement, sei es in den Vereinen, Stiftungen oder individuell’”, so der Bürgermeister am Ende, “hierdurch werden Projekte initiiert, Kultur präsentiert und so wunderbare Dinge umgesetzt, die durch andere Institutionen nicht möglich wären. Mit Freigeist, Idealismus, Begeisterungsfähigkeit und dem unermüdlichem Drang, den Menschen Farbe und Sinn in den Alltag zu tragen, verbeuge ich mich vor diesen hoch motivierten Menschen und möchte meinen großen Dank aussprechen.”

JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN

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