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Rat und Verwaltung

Rat und Verwaltung: Tennisclub am Meer will sich an Sanierung der Tennisplätze beteiligen

Beigetragen von S.Erdmann am 03. Dez 2023 - 20:03 Uhr

Die Tennisplätze müssen saniert werden. Bis zu 700.000 Euro wird das kosten. Die Mitglieder vom Bau- und Umweltausschuss stimmten auf der letzten Sitzung einstimmig für diese Maßnahme, denn immerhin ist der Tennisclub am Meer e.V. bereit, 200.000 Euro dazu zu geben.

Zwar gibt es einen Pachtvertrag, wonach alle Investitionen an den Plätzen dem Pächter, also dem Tennisclub, unterliegen, aber es bestand Einigkeit, dass man den Verein mit einer so großen Sanierung nicht alleine lassen könnte. Immerhin befinde sich die Anlage im Eigentum der Gemeinde.

Man war sich klaren darüber, dass man das Projekt aus Mitteln der Kurverwaltung bezahlen müsse, d. h. über den Gästebeitrag würde alle Gäste – auch die, die nicht Tennis spielen – dieses bezahlen. Allerdings würde auch viele andere Dinge aus dem Kurbeitrag finanziert, die nicht jeder Gast nutzt, z.B. das Erlebnisbad. In jedem Fall bestand Einigkeit, dass es sich beim Tennis auf Juist um ein wichtiges Angebot auf der Insel handelt, dass unbedingt erhalten bleiben müsse.

Auf Antrag von Gerhard Jacobs (CDU) wurde der Beschlussvorschlag für den Rat dahingehend erweitert, dass die Verwaltung umfassend alle Möglichkeiten von eventuellen Fördermitteln prüfen soll, zudem sei vor der Auftragsvergabe dem Rat eine Kostenrechnung vorzulegen.

Der Tennisclub am Meer ließ JNN einen längere Stellungnahme zu der Thematik zukommen, worin dessen Vorsitzender Dr. Herbert Lohmann die Sicht der Tennisspieler ausführlich erläuterte. Zur besseren Meinungsfindung bis zur Ratssitzung, wo final entschieden wird, veröffentlichen wir nachfolgend des kompletten Text zur Info:

Der Juister Tennisclub am Meer hat sich im Jahr 2014 gegründet. Maßgeblicher Zweck des Vereins ist die Aufrechterhaltung und Förderung des Tennissports auf Juist. Nach anfänglich sieben Gründern kann sich der Verein inzwischen über mehr als 360 Mitglieder freuen. Zu Ihnen gehören Tennisspieler mit erstem oder zweiten Wohnsitz auf der Insel aber auch viele langjährige Juist-Urlauber, die auf die Ausübung ihres Sports auf Juist nicht verzichten möchten. Um dies zu gewährleisten, hat sich der Verein im Jahr 2017. entschlossen, mit der Gemeinde einen langfristigen Pachtvertrag abzuschließen auf dessen Grundlage der Verein sich verpflichtet hat, den Spielbetrieb auf der Anlage zu gewährleisten.

Seither bemüht sich der Verein Jahr für Jahr insbesondere auch mittels  großer ehrenamtlicher Hilfe seiner Mitglieder die Tennisanlage attraktiv für Mitglieder und Juist-Urlauber zu betreiben. Dabei sind es insbesondere die Juist-Urlauber, die vom Sportangebot maßgeblich profitieren. Jahr für Jahr sind sie es, die die Anlage durchschnittlich zu rund 80 % nutzen.
 
Der Juister TC am Meer ist nun auch schon seit 2016 Ausrichter des traditionsreichen Offenen Insel-Tennisturniers, das mit mehr als 250 Teilnehmer-Nennungen auch im Jahr 2023 wieder zahlreiche Tennisspieler auf die Insel gelockt hat. Wie bei JNN nachzulesen, hat dieses Turnier eine bald hundertjährige Tradition. Im JNN-Archiv findet sich eine Ausschreibung  für das „VI. Allgemeine Tennis-Turnier“ im Jahr 1935. Danach wurde das Turnier also erstmals bereits im Jahr 1929 ausgetragen!

Der Verein bemüht sich auch sehr um die Tennisjugend, deren jährlicher Mitgliedsbeitrag lediglich 25 € beträgt. Einmal jährlich veranstaltet der Verein ein für seine jungen Mitglieder kostenloses Jugendcamp unter der professionellen Leitung von Tennislehrer Christian Laux und seinem Team. Im Jahr 2023 konnte der Verein den Juister Schulkindern auch ein „Tennis-Schnuppertraining“ anbieten. Die Teilnehmer hatten viel Spaß bei ihren ersten Versuchen, den Tennisball unter Hilfestellung von Christian Laux „unter Kontrolle zu bringen“. Christian und sein Team gewährleisten in enger Abstimmung mit dem Verein seit vielen Jahren auch, dass die große Nachfrage der Juist-Urlauber nach Trainerstunden befriedigt werden kann. Die trainierenden Urlauber nehmen in dieser Zeit von den insgesamt sieben Plätzen (5 Außen- und 2 Hallenplätze) regelmäßig vier Plätze in Anspruch. Auch dies macht deutlich, wie wichtig das „Angebot Tennis“ insbesondere auch für den touristischen Bereich der Insel ist.
 
Nachdem die Gemeinde unter erheblicher finanzieller Beteiligung des Vereins im Jahr 2019 einen neuen Teppichboden in der Tennishalle verlegt hat (der alte Boden war nach 30 Jahren platt), sind es nun leider die fünf Außenplätze, die einer dringenden Sanierung bedürfen. Der auf den Plätzen verlegte Kunstrasen ist nach inzwischen ebenfalls rund 30 Jahren „abgespielt“. In vielen Bereichen platzten die Nähte auseinander. Die Kunstfasern sind über die Jahre hinweg plattgedrückt worden. Insbesondere nach Frosttemperaturen im Winterhalbjahr sondert sich der Rasen in großen Bereichen vom Unterboden ab und die fehlende Verbindung zum Unterboden führt dazu, dass die Bälle an diesen Stellen nicht mehr abspringen, sondern nur wenige Zentimeter über dem Boden unspielbar dahinploppen. Von den Rändern der Anlage hat sich im Laufe der Jahrzehnte ein erhebliches Wurzelwerk unter den Plätzen ausgebreitet. Auch dies trägt zu den Unebenheiten der Plätze bei.

Gemeinde und Verein haben im Jahr 2022 ein Laborgutachten in Auftrag gegeben, um insbesondere auch den Zustand des Bodens unter dem Kunstrasenbelag zu ermitteln. Das Gutachten hat leider auch den mangelhaften Zustand des Unterbodens bestätigt. Er ist nicht hinreichend wasserdurchlässig. Bei Frosttemperaturen gefriert das auf der oberen Schicht verbleibende Wasser und führt zur Loslösung von Kunstrasen und Unterboden. Aufgrund der fehlenden Wasserdurchlässigkeit bilden sich auch immer mehr „schwarze Stellen“ auf den Plätzen. Diese Bereiche sind schlammig/glitschig und bedeuten eine nicht unerhebliche Sturzgefahr für die Spieler.  Neben den fünf Plätzen ist insbesondere auch der Zaun um die Plätze vier und fünf dringend sanierungsbedürftig. Der Zaun kann nur als „abgängig“ bezeichnet werden. Pfosten sind teilweise gebrochen, an vielen Stellen verrostet. Der Zaun als solcher ist löchrig und verbeult. Die vom Zaun ausgehende Gefahrenlage für Stürze und Verletzungen ist erheblich.
 
Nachdem die ersten gemeinsamen Begehungen der Anlage durch Mitglieder der Verwaltung und des Vereinsvorstandes zusammen mit Mitarbeitern von Fachfirmen bereits im Jahr 2020 stattgefunden haben, ist der Juister Rat erstmals Mitte 2023 mittels eines Informationstreffens mit den Zustand der Anlage und seiner Sanierungsbedürftigkeit vertraut gemacht worden. Die Kosten der Sanierung werden nicht gering sein. Aus Sicht des Vereins kommt insoweit nur die Verlegung eines neuen Kunstrasenbodens in Betracht. Dieser hat sich in den vergangenen 30 Jahren mehr als bewährt. Da er mit natürlichem Quarzsand und nicht mit Kunststoffgranulat bestreut wird, stellt er auch aus ökologischer Sicht wohl die umweltschonendste Ausführung dar.

Vor dem Kunstrasen hatten die Plätze eine Oberschicht aus Ziegelmehl. Dessen Pflege ist nicht nur um eine Vielfaches aufwändiger und kostspieliger, sie forderte auch über die Jahre viele Millionen Liter Wasser, da solche Plätze während der Saison praktisch mehrfach täglich gewässert werden müssen. Daher haben auch die zur Meinungsbildung herangezogenen Norderneyer Tennisfreunde nachdrücklich von solchen Plätzen auf Juist abgeraten. Wie schon an den Kosten des Hallenbodens möchte sich der Juister TC am Meer auch an der anstehenden Sanierung der Außenplätze nachhaltig finanziell beteiligen. Der Verein konnte nun unter der Prämisse einer langfristigen Fortführung des Pachtvertrags eine Kostenbeteiligung in Höhe von 200.000 € zusagen. Möglich ist dem gemeinnützigen Verein dies allein aufgrund überaus großzügiger Spendenzusagen seiner Mitglieder.

Der Verein ist kein Mitglied im Deutschen Tennisverband. Aufgrund seiner Insellage nimmt er nicht an Verbandswettkämpfen teil. Eine Mitgliedschaft im Verband würde den mit beschränkten Mitteln ausgestatteten Verein jährlich mehrere tausend Euro kosten. Daher macht eine Mitgliedschaft auch unter Berücksichtigung etwaiger dem Verein zufließender Fördermittel wirtschaftlich keinen Sinn. Mittels der erteilten Spendenzusagen der Mitglieder übersteigt eine Beteiligung des Vereins in Höhe von 200.000 € jedoch ohnehin sämtliche theoretisch denkbaren Verbands-Fördergelder bei weitem. Ob die Gemeinde bei der Umsetzung der Maßnahme Fördermittel akquirieren kann, ist fraglich. Der wohl maßgeblich in Betracht kommende Fördertopf „Wattenmeer Leader“ schließt nach seinen Bestimmungen eine Förderung von Kunstrasenplätzen aus. Zu Grunde liegt diesen Bestimmungen allerdings der bei sonstigen Kunstrasenplätzen in Betracht zu ziehende ökologische Aspekt „Gefahr von Mikroplastik durch den Auftrag von Kunststoff-Granulat“. Diese Umweltbelastung besteht bei den Juister Tennisplätzen jedoch nicht, da ja gerade kein Kunststoff-Granulat sondern natürlicher Quarzsand aufgetragen wird.

TEXT: STEFAN ERDMANN und HERBERT LOHMANN