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Rat und Verwaltung: Mehr als einhundert Einwohner kamen zum Info-Abend

Beigetragen von S.Erdmann am 20. Mai 2025 - 13:18 Uhr

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Am Montagabend hatten Julia Löhmann und Heike Heiken, die beiden Initiatoren eines Bürgerbegehrens (JNN berichtete mehrfach) gegen jede Art von KFZ-Verkehr auf Juist (in diesem Fall gegen die geplante Wegebahn), zu einem Informationsabend eingeladen. Hierzu hatte die Inselgemeinde den großen Saal vom „Haus des Kurgastes“ zur Verfügung gestellt, was auch gut so war, denn zwischen 110 und 120 Juister fanden sich dort ein.

Julia Löhmann hatte eine umfangreiche (und ihre erste) Powerpoint-Präsentation erstellt und fasste darin den ganzen Werdegang in Sachen Flugplatzanbindung der letzten Jahren zusammen. Dabei wurde klar, dass die Entwicklung schon länger absehbar war, man hatte aber die Augen davor verschlossen, bis schließlich die Spedition HUF und dann die Fluggesellschaft FLN aus wirtschaftlichen Gründen die Notbremsen zogen. Eigentlich viel zu spät sucht man nun Lösungen, so kam die Idee mit der Wegebahn, auch Bimmelbahn genannt, die vom Rat mit Mehrheit beschlossen wurde.

Da es sich bei einer solche Wegebahn – egal ob mit Diesel- oder Elektroantrieb - um ein Kraftfahrzeug handelt, sehen die Antragstellerinnen unter anderem die Gefahr, dass dadurch auch weiterem KFZ-Verkehr auf der Insel Tür und Tor geöffnet werde. Auch in einem 2018 von den Juistern ausgearbeitetes Lebensraumkonzept wurde sich für einen ausschließlichen Pferdetransport auf der Insel ausgesprochen, was nun durch den Ratsbeschluss untergraben werden. Dennoch sprach Löhmann den Ratsmitgliedern eine Anerkennung für ihre Arbeit aus, denn niemand mache sich diese Entscheidung leicht. Es fühle sich für die Antragstellerinnen – wovon Heike Heiken zudem selbst Ratsfrau ist – nicht schön an, durch dieses Verfahren einen Ratsbeschluss rückgängig machen zu wollen. Man sehe es vielmehr als „Notlösung“, dennoch wehre man sich zugleich gegen die bereits benutzte Formulierung des boykottierens.

Die ganzen Argumente für und gegen die Bahn wurden bereits hinreichend hier bei JNN und in den Ostfriesischen Tageszeitungen gebracht, so dass wir auf Wiederholungen verzichten wollen. Zwar geht es im Bürgerbegehren darum, die Straßen der Insel von KFZ-Verkehr frei halten und ein Alleinstellungsmerkmal der Insel erhalten zu wollen und nicht um die Einführung einer (ebenfalls vom Rat beschlossenen) pferdebasierten Flugplatzanbindung und dessen Konzept, aber weder Antragstellerinnen, noch die Zuhörer in ihren Wortbeiträgen, kamen um die Frage nach Alternativen für die Anbindung zum Flugplatz, aber auch zum Ortsteil Loog, herum. Da gab es zum Teil abenteuerliche Vorschläge wie etwa eine Suche nach Pferdefuhrunternehmern vom Festland, die man zur Insel holen wollte. Auch wurde bemängelt, dass der Landkreis sich seit Jahren aus seiner Verantwortung heraus stehle mit der Aussagen, einen ÖPNV gebe es nur auf motorisierter Basis, nicht mit Pferdekutschen. Zugleich widerspreche sich die Kreisverwaltung selbst, wenn sie gleichzeitig ortsübliche und umweltverträgliche Verkehrsmittel fordere. Wenn es von dort eine entsprechende Grundsicherung gäbe, wie ihn jede andere Kommune für ihren ÖPNV bekomme, wäre in Konzept, wie auch immer das aussieht, leichter zu realisieren.

Die Diskussion und Wortbeiträge drehten sich eigentlich im Kreis und brachten kaum neue Erkenntnisse. Bürgermeister Dr. Tjark Georges wies darauf hin, dass ein Konzept für den Personennahverkehr im Vorjahr geprüft wurde, neben dem Landkreis habe auch hier noch die Nieders. Landesverkehrsbehörde in Hannover mitzureden. Alle Konzepte seien indes auch deshalb zusammengefallen, weil neben der Spedition auch die Fluggesellschaft FLN entgegen vorheriger Zusagen den Flugbetrieb eingestellt hätte.

Löhmann und Heiken erläuterten zusammen mit dem Bürgermeister die weitere Verfahrensweise: Vier Wochen, nachdem das Bürgerbegehren für rechtmäßig erklärt wurde, können Unterschriften von wahlberechtigten Bürgern der Gemeinde gesammelt werden, wobei die Unterschriftgeber damit lediglich erklären, dass sie in der Frage einen Bürgerentscheid, sprich eine Abstimmung durch alle Einwohner, wollen. Mit der Sammlung könne man Anfang Juni beginnen, doch schon an diesem Abend konnten Bürger erklären, dass sie dann für eine Unterschrift zur Verfügung stehen. Zehn Prozent der tatsächlich gemeldeten Einwohner sind erforderlich, was 140 bis 150 Unterschriften wären. Zwar habe man sechs Monate Zeit für das Sammeln, aber die beiden Frauen wollen die Sache schnellstmöglich über die Bühne bringen. Sie sind zuversichtlich, in acht bis zehn Tagen diese Unterschriften zu haben. Danach werden diese auf ihre Gültigkeit geprüft und dann festgestellt, ob es zu einem Bürgerentscheid kommt, der wie eine Wahl abläuft. Wie das genau funktioniert, darüber informieren wir, wenn feststeht, dass der Bürgerentscheid tatsächlich kommt.

Unser Foto oben auf der Startseite zeigt Heike Heiken (links) und Julia Löhmann, welche den Abend zudem sehr souverän moderierte, das zweite Foto ist ein Blick in den Zuhörerraum. Foto Nr. 3 ist ein Blick auf die Präsentation zum Thema, wo neben der Dieselbahn von Amrum, die der Rat favorisierte, auch andere E-Wegebahnen als Beispiele gezeigt wurden.

TEXT UND FOTOS: STEFAN ERDMANN

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