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Aus der Region: Ostfriesische Inseln haben die höchsten Gästebeiträge
Ein nicht zu unterschätzender Betrag bei den Nebenkosten im Urlaub macht der Gäste/Kurbeitrag für den Gast aus. Das Thema wurde in diesem Jahr mehrfach von der Presse aufgegriffen, auch Stefan Erdmann hat sich als Redaktionsmitglied der Fachzeitung „Ostfriesisches Gastgewerbe“ (OG) damit beschäftigt. Diesen Beitrag aus der September-Ausgabe vom OG wollen wir auch unseren Lesern nicht vorenthalten, Sie finden ihn unter „Weiterlesen“
„Am Urlaub selbst wird nicht gespart, aber im Urlaub. Die Gäste sind bei ihren Ausgaben vor Ort deutlich zurückhaltender“, sagte kürzlich Norderneys Kurdirektor Wilhelm Loth. Da wird dann gerne nach den Nebenkosten geschaut. Besonders Gäste auf den Inseln leiden darunter. Zusätzlich zu Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Miete für Strandkorb, Fahrrad usw. müssen hohe Parkgebühren für den PKW in den Festlandshäfen und die Fährüberfahrt bezahlt werden. Und nicht zu unterschätzen ist der Gästebeitrag, auch Kurtaxe, Kurbeitrag oder in Schleswig-Holstein auch Ortstaxe genannt. Wer sich da viel Mühe gibt, kann eine Menge Geld sparen, denn die Kurbeitragssatzungen entwirft jede Gemeinde für sich und so ist ein gewaltiges Flickwerk mit großen Unterschieden an der Nordseeküste entstanden. Bei einem zweiwöchigen Urlaub kann eine vierköpfige Familien leicht 100 Euro sparen.
Wir haben uns mal die Mühe gemacht und uns das mal näher angesehen. Recht einfach gestaltet es sich an der Ostsee, hier werden überall zwischen drei und vier Euro pro Nacht in der Hauptsaison pro Erwachsenen genommen. Lediglich die Insel Fehmarn liegt mit 2,30 Euro unter dem Durchschnitt.
Gehen wir nach Ostfriesland, laut einer Studie des Online-Reiseportals „Holiday -Check" gibt es den Kurbeitrag in allen anerkannten Tourismusorten zwar in ganz Deutschland – aber die Gebühr ist auf den Ostfriesischen Inseln bundesweit spitze. Keine Frage: Selbst kleinste touristische Gemeinden müssen für ihre Gäste die Infrastruktur einer Kleinstadt vorhalten. Und das kostet – und auch diese Kosten sind gestiegen. Hinzu kommen saubere Toiletten, Rettungsschwimmer, Kinderaktionen und Konzerte und vieles mehr. Zudem muss der Badestrand vom Land Niedersachsen gepachtet werden. Aber es gibt eben starke Unterschiede.
Unangefochten auf Platz eins und das Bundesweit liegt Spiekeroog mit 5,50 Euro je Nacht in der Hauptsaison, Kinder (zwischen 6 und 14 Jahren) zahlen 2,30 Euro. Für eine vierköpfige Familie mit Kindern im zahlungspflichtigen Alter summiert sich das bei einem 14tägigen Urlaub dann auf 234 Euro.
Alle anderen Inseln haben sich (bisher) noch nicht getraut, die Fünf-Euro-Grenze zu überschreiten. Wangerooge nimmt 4,90 Euro, die letzte Erhöhung wurde 2022 beschlossen, seitdem werden besonders Kinder zur Kasse gebeten, denn statt 2,10 Euro fallen nun 3,00 Euro an. Zudem wird sogar ein Pauschalbetrag unabhängig von der Übernachtungsanzahl von 18,10 Euro pro Hund erhoben.
Langeoog liegt aktuell bei 4,20 Euro pro Nacht, am günstigsten ist Baltrum um 3,50 Euro pro Erwachsenen und Kinder mit 1,75 Euro. Damit kommt man bei der vierköpfigen Familie nach 14 Tagen auf 140 Euro. Allerdings werden dort noch 1,50 Euro pro Nacht erhoben, wenn man seinen Vierbeiner mitbringt.
Gleichauf mit 4,80 Euro liegen Juist und Borkum. Beide Inseln werben damit, in diesem Jahr nicht erhöht zu haben, aber auf Borkum gibt es eine versteckte Erhöhung, indem man die Nebensaison gestrichen hat. Um eine tatsächliche Kostendeckung zu erreichen, müsste der Kurbeitrag bei sechs Euro liegen, so die Stadt Borkum. Die von der Verwaltung vorgeschlagene Regelung, auch für Hunde eine Kurtaxe zu nehmen, stieß indes bei den politischen Entscheidungsträgern auf wenig Gegenliebe und wurde (erst einmal) wieder verworfen.
Juist hatte 2023 das letzte Mal erhöht, da allerdings um stolze 23 Prozent. Zudem gab es vorher ebenfalls versteckte Erhöhungen wie Ausweitung der Hauptsaisonzeiten, Wegfall von Behindertenermäßigungen (ausgenommen 100 Prozent) oder die Einführung einer Kurtaxe für Kinder bis 14 Jahren, die früher frei waren. Überhaupt wird dort der Kurbeitrag sehr konsequent eingezogen, selbst Bootsfahrer, die nur für eine Übernachtung abends einlaufen und morgens weiterfahren und somit keinerlei touristische Angebote nutzen können, werden dort zur Kasse gebeten, ebenso Bootseigner, die aus den direkten Nachbargemeinden kommen.
Norderney liegt mit 4,90 Euro gerade unter der Fünf-Euro-Schallmauer. Im Gegensatz zu Juist sind Kinder bis 14 Jahren beitragsfrei, ab dann zahlen Jugendliche bis sie die Volljährigkeit erreicht haben 2,45 Euro in der Hauptsaison. Wer auf Google „Kurbeitrag Norderney“ sucht, der landet erst einmal nicht bei der Kommune, sondern obenan wird das Buchungsportal „Friesonaut“ der Reederei Norden-Frisia angezeigt.
Günstiger liegen da die Nordfriesischen Inseln, selbst das als so teuer verschriene Sylt. Am wenigsten erhebt Pellworm mit 2,50 Euro, Amrum und Föhr kassieren 3,50 Euro, Sylt zwischen 3,00 und 4,00 Euro (dort gibt es in jedem Ort einen eigenen Tarif). Ebenso die Westfriesischen Inseln. In den Niederlanden, wo man beim Bargeld zwar Ein- und Zweicentstücke verbannt hat, wird bei der „Tourismusbelasting“ mit spitzer Feder gerechnet, allerdings gibt es hier nur geringe Unterschiede, zudem zahlt man dort nur rund die Hälfte der ostfriesischen Inselsummen: Texel 2,40 Euro, Vlieland 2,32 Euro, Terschelling 2,16 Euro, Ameland 2,04 Euro und Schiermonnikoog 2,23 Euro. Allerdings sind hier die Regelungen, was Kinder angeht, noch gravierender als in Deutschland, zudem gibt es keine Unterschiede im Tarif zwischen Erwachsenen und Kindern. Vlieland und Ameland kassieren ab dem vierten Lebensjahr, Ameland erst ab 12 Jahren, Texel und Schiermoonikoog haben sogar auf ihren Internetauftritten die Info, dass selbst Kleinkinder und Babys gebührenpflichtig sind.
An der deutschen Nordseeküste liegt Greetsiel mit 2,60 Euro am günstigsten. Norden-Norddeich und Neuharlingersiel erheben 3,50 Euro, Neßmersiel/Dornumersiel 3,40 Euro, Esens-Bensersiel 3,20 Euro. Gehen wir nach Friesland dann kassiert man in Varel-Dangast nur 2,50 Euro. Als Besonderheit hier, dass die Hauptsaison mit diesem Preis am 14. September endet, während bei fast allen anderen bis 31. Oktober, teilweise auch nur bis 15. Oktober die Hauptsaison ge- und berechnet wird.
Kompliziert wird es in Harlesiel-Carolinensiel, wo es zwei Zonen gibt. Während im Hauptort (Zone 1) 3,00 Euro erhoben wird, zahlt man in Altfunnixsiel (Zone 2) nur 2,50 Euro. Geht aber noch komplizierter, wenn man ins Wangerland blickt. In Hooksiel, Horumersiel und Schillig sind Kinder bis 3 Jahren frei, von 4 bis 12 Jahren zahlt man 1,30 Euro, von 13 bis 17 Jahren sind es 2,60 Euro und ab 18 Jahren ist man Erwachsener und wird mit 3,80 Euro zur Kasse gebeten.
Wie schon erwähnt, der Begriff Kinder ist beim Kurbeitrag sehr dehnbar. Laut Kurtaxe-Regelung in Butjadingen beispielsweise ist man dort aber schon mit 13 erwachsen und wird voll zur Kasse gebeten. Als Kind gilt man im Wangerland zwischen 4 und 12 Jahren, andernorts zwischen 6 und 15 und in anderen Ferienorten zwischen 3 und 15 oder sogar bis 17. Bei dieser Aufzählungen haben wir nur die Hauptsaison berücksichtigt, in der Nebensaison gibt es meistens geringere Tarife, wie beim Alter der Kinder gibt es auch hier von Ort zu Ort verschiedene Zeiten für Haupt- und Nebensaison. Vielfach gibt es auch kurbeitragsfreie Zeiten in den Wintermonaten, auf Juist z.B. wenn das Erlebnisbad wegen der jährlichen Überholung geschlossen ist. Zudem handelt es sich hier um Kurbeitrag für Übernachtungsgäste, für Tagesgäste gibt es in der Regel noch weitere gesonderte Tarife.
TEXT UND FOTOS: OSTFRIESISCHES GASTGEWERBE/STEFAN ERDMANN
Siehe hierzu auch unser Kommentar "Gäste sind auch Wähler"