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Rat und Verwaltung: Sachstand „Pflegedienst auf der Insel“
Es ist im Moment das Thema auf Juist: Die Diakonie im Kirchenkreis Norden gGmbH hat den Betroffenen auf der Insel mitgeteilt, dass sie aufgrund von Personalmangel die Diakoniestation auf Juist zum 30. November 2025 schließen muss. Für ältere und/oder pflegebedürftige Personen hätte das fatale Folgen, denn sie müssen unter Umständen die Insel verlassen, da es weitere Hilfsangebote wie mobile Hilfsdienste, Pflegeheime oder ähnliches nicht gibt.
In den letzten Jahren waren zwei Pflegekräfte auf Juist tätig, die Problematik war schon länger bekannt, denn Krankenpleger Frank Mechel ging bereits im Vorjahr in den Ruhestand und Altenpfleger Hermann Wölfel wird demnächst ebenfalls in Rente gehen. Beide hatten bei Rat und Verwaltung bereits vor Jahren darauf hingewiesen, dass dieser Zeitpunkt kommen wird, ebenso auf das Problem, überhaupt Pflegekräfte deutschlandweit zu bekommen. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht jeder Pfleger auf einer Insel leben und arbeiten möchte. Die Juister Internet-Inselzeitung JNN hatte im August die Stellenanzeige der Diakonie, wo ein Alten-, bzw. Gesundheits- und Krankenpfleger oder Pflegerin gesucht wurde, im redaktionellen Teil und auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht. Binnen zwei Tagen wurde diese Anzeige alleine 143mal von Einzelpersonen und, FB-Gruppen usw. geteilt und weiterverbreitet, was das große Interesse an dieser Angelegenheit vor Augen führt.
Auch der Ausschuss für Schule, Soziales und Sport hatte das Thema auf seiner Sitzung am Donnerstag auf der Tagesordnung. Nach aktuellem Sachstand wird Elke Zawada, die seit Dezember vergangenen Jahres als Pflegekraft auf Juist tätig ist, weiterhin auf der Insel bleiben. Diese war auch auf der Sitzung anwesend, sie mache den Job gerne, allerdings sei die Aufgabe nur zusammen mit einer weiteren Kraft zu bewältigen. Zawada: „Ich bin gerne bereit, soweit möglich weiterzumachen, dazu muss natürlich auch meine derzeitige Wohnung erhalten bleiben.“ (Mieter der zwei Wohnungen im Haus „Eckart“ für die beiden Pflegekräfte ist die Diakonie des Kirchenkreises).
„Wir stehen mit dem Landesverband der Kranken- und Pflegekassen, für uns zuständig ist der BKK (Berufskrankenkasse) Landesverband Mitte, im engen Austausch und erwarten zeitnah eine Bewertung der Lage und hoffen auf eine zufriedenstellende Lösung, die weiterhin die gewohnten Leistungen abdecken wird,“ so Bürgermeister Dr. Tjark Goerges. Man bemühe sich gemeinsam, eine Lösung zu finden, in den nächsten drei Wochen hofft der Verwaltungschef, mehr dazu sagen zu können. Er stellte klar, dass die Diakonie des Kirchenkreises rechtlich nicht verpflichtet sei, wohl aber habe jede zu pflegende Person gegenüber der Pflegekasse einen Anspruch auf Pflege in seiner Heimat.
Derzeit gehören 16 bis 19 Juister Einwohner zu den betroffenen Personen, die Pflege benötigen. In letzter Zeit habe sich diese Zahl verringert, da es zahlreiche Todesfälle von älteren Mitbürgern gab oder einige auch in Pflegeheime auf das Festland gingen. Erst in der vergangenen Woche verließ wieder ein älteres Ehepaar aus dem Loog die Insel, weil ein eigenständiges Leben im eigenen Haus immer schwerer wurde.
Der Juister Olaf Weers brachte es in einer Sitzungspause, in der Zuhörer die Möglichkeit zu Wortmeldungen erhielten, auf den Punkt: Solange man auf Juist sein Geld verdiene, wovon auch die Insel profitiere, wäre alles gut, wenn man aber im Alter hinten runter fallen würde, dann müsse man zum Festland. Es sei sehr schwer für alte Menschen, die hier geboren wurden und ihr ganzes Leben auf der Insel verbracht haben, diese dann zu verlassen. Er verwies auf andere Inseln wie Langeoog, Borkum oder Norderney, wo diese bis an ihr Lebensende bleiben könnten. Seinerzeit hatte es auf Juist mal einen guten Ansatz gegeben, so etwas hinter dem alten Warmbad zu erbauen, später wurden dann aber (Zweit-)Wohnungen dort errichtet.
Goerges verwies auf das Haus „Eckart“ von der Evang. Inselkirche, wo zumindest ein altengerechtes Wohnen möglich sei, eventuell zieht auch die Lippische Landeskirche in Erwägung, im derzeit leerstehenden „Inselhospiz“ (zuletzt „Vielfalt“) einen Bereich für pflegebedürftige Personen einzurichten, die Planungen für die genaue Nutzung des Hauses sei aber noch nicht abgeschlossen. Zudem gäbe es fünf Interessenten für das „Seeferienheim“, auch mit diesen soll gesprochen werden, ob es hier Möglichkeiten gäbe.
Unser Foto zeigt das Haus „Eckart“ im Ostdorf, wo die evangelische Kirchengemeinde seit Anfang der 80er Jahren ein altengerechtes Wohnen anbietet. In dem Haus befinden sich auch die beiden Wohnungen für die derzeitigen Pflegekräfte der Diakonie.
TEXT UND FOTO: STEFAN ERDMANN