Juist Impression

Newsbeiträge

News

News: Rossmann wirbt mit Angeboten, die es auf den Inseln nicht gibt

Beigetragen von S.Erdmann am 07. Mai 2013 - 08:49 Uhr

Bild 0 von Rossmann wirbt mit Angeboten, die es auf den Inseln nicht gibt

Für einige Verärgerung auf den Inseln sorgt derzeit die Drogeriemarktkette "Rossmann". Insbesondere auf Juist beschwerten sich nämlich zahlreiche Kunden, dass die deutschlandweit angebotenen und wöchentlich wechselnden Sonderangebote dort nicht erhältlich sind. Während es auf Borkum und Norderney diese Angebote in den Filialen gibt, sind neben Juist auch die Inseln Langeoog und Wangerooge davon ausgeschlossen.

Die Drogeriemarktkette gibt wöchentlich einen 16seitigen Prospekt heraus, der in den Eingangsbereichen der Filialen ausliegt, auf verschiedenen Postwegen verteilt und auf der Internetseite von "Rossmann" als Online-Ausgabe aufrufbar ist. Da auf Juist dieser Prospekt nicht in der Filiale auslag, brachte eine Juisterin (Name ist der Redaktion bekannt) kurz nach Umbau und Wiedereröffnung diesen vom Festland mit und nahm ihn zur Inselfiliale mit und stellte fest, dass sie die Angebote dort nicht bekam. Auf dem Prospekt fand sie auch keinen Hinweis, dass dieser auf Juist nicht gültig sei.

Ein Blick auf die Internet-Seite von "Rossmann" verfestigt den Eindruck noch, dass es diese Angebote doch sehr wohl auch auf Juist geben muss. Da findet man nämlich die ganz klare Aussage "Die Rossmann Angebote der Woche gelten deutschlandweit in allen Filialen, aber immer nur von montags bis freitags."

Die Juisterin wollte das so nicht hinnehmen und schreib an die Rossmann-Zentrale in Großburgwedel: "Als die Ihr Platz-Filiale übernommen wurde, hieß es, man könnte keine Angebote weitergeben, da an der Fassade noch das alte "Ihr Platz"-Logo stehen würde. Nun ist es komplett umgebaut, draußen prangt das große Rossmann-Logo und nun geht es erst recht nicht mehr? Wie erklären Sie es Ihren Kunden, dass es auf der Nachbarinsel Norderney durchaus die gleichen Angebote gibt wie auf dem Festland?"

"Wir können in dieser Verkaufsstelle die Teilnahme und Warenversorgung an unseren Werbeaktionen wegen der bestehenden Anlieferungsschwierigkeiten nicht gewährleistet werden. Auf der Insel ist nur Kutschenverkehr - keine Autos erlaubt", so die Antwort von Heidi Zufall vom Kundenservice.

Keine Sonderangebote, weil es nur Kutschen auf Juist gibt? - Wir fragten daher bei der Pressestelle von Rossmann nach und staunten nicht schlecht über den Ton, den Pressesprecher Stephan-Thomas Klose anfangs zu dem Thema anschlug: "Wir danken für Ihre Mail, obwohl wir Ihre Aufregung nicht ganz nachvollziehen können. Worum geht es denn hier eigentlich? Es geht schlicht und einfach darum, dass es keine Rossmann-Aktionswerbung auf den Nordseeinseln Juist, Langeoog und Wangerooge gibt. Das ist eine unternehmerische Entscheidung. Punkt." - Für die Inseln seien Rossmann die Logistikkosten zu hoch, um den Transport der Aktionsware betriebswirtschaftlich sinnvoll leisten zu können, hieß es weiter. Auch einen heißen Tipp hatte der Pressesprecher für die Juister, Langooger und Wangeooger: "Wer Rossmann-Aktionspreise sucht, muss auf s Festland fahren." (Diesen Rat hat die verärgerte Juisterin übrigens befolgt und die Sonderangebote dort einkauft, allerdings nicht bei Rossmann, sondern bei einer anderen Drogeriemarktkette, deren Logo nur aus zwei Buchstaben besteht). Trotzdem sei Rossmann ein echter Gewinn, meint Klose weiter, denn selbst ohne Aktionspreise sei seine Kette in jedem Fall preiswerter als Ihr Platz/Schlecker es je gewesen ist. Dabei übersieht er allerdings, dass diese Betriebe über Jahre ebenfalls mit Pferd und Wagen (auf Langeoog und Wangerooge per Inselbahn und E-Karre) beliefert wurden und ihre Inselkundschaft trotzdem an allen Sonderangeboten teilhaben ließ.

Die Aussage, dass die Kunden über die Inselsituation informiert seien, veranlasste uns, noch mal nachzuhaken, denn weder auf dem wöchentlichen Prospekt, noch in einer Pressemitteilung zur Eröffnung der Märkte, noch in der Kundenzeitschrift "Centaur", für die Klose ebenfalls als Chefredakteur verantwortlich zeichnet, wurde bisher auf diesen Missstand hingewiesen. Klose: "Rossmann-Kunden wissen, dass es Rossmann-Aktionsware nur dann gibt, wenn es auch Rossmann-Aktionsprospekte gibt. Die Kunden auf dem Festland wissen das seit Jahrzehnten, und für die Kunden auf den Inseln hat es nie Prospekte gegeben. Ohne Beilagen in der Inselzeitung oder in der Verkaufsstelle auch keine Werbe-Artikel - das muss niemandem groß erklärt werden!"

Allerdings räumte der Pressesprecher ein, dass man mit der Situation auf den Inseln nicht ganz glücklich sei und weiterhin überlege, wie man die logistischen Probleme lösen kann. Es gehe aber nicht nur um die Transportkosten. Klose: "Es sind auch die für Rossmann-Verhältnisse viel zu kleinen Verkaufsflächen auf Juist (290 qm), Langeoog (280 qm), Wangerooge (300 qm), die unsere Aktionssortimente und Werbeaufbauten nicht zulassen. Auf Norderney haben wir beispielsweise 600 qm Verkaufsfläche." (Anmerkung: Die Insel Borkum wurde hier wohlweislich ausgeklammert, dort gibt es die Angebote, die Filiale hat aber in etwa die Größe wie die Läden der drei Inseln, die Rossmann von den Angeboten ausklammert.)

Die Industrie- und Handelkammer für Ostfriesland und Papenburg in Emden sah sich nicht imstande, zu dieser Ungleichbehandlung Stellung zu beziehen, wie Referent Simon Alex mitteilte: "Wettbewerbsrechtliche Stellungnahmen können und dürfen wir nur unmittelbar gegenüber unseren Mitgliedsunternehmen vornehmen. Eine Beurteilung des vorliegenden Sachverhaltes ist uns aus diesem Grund leider nicht möglich."

In Großburgwedel würde man aber drüber nachdenken, eine Sonderwerbung für die Insel oder Prozent-Aktionen durchzuführen, so der Rossmann-Pressesprecher, doch das große "Aber" folgte im selben Satz: "Kurz- und mittelfristig wird es aber so bleiben wie es ist. Und das heißt: Keine Rossmann-Werbung auf Juist, Langeoog und Wangerooge!"

Unser Foto zeigt die Anlieferung von Waren mit Pferd und Wagen bei der Juister Filiale von Rossmann, deren hohe Kosten laut der Drogeriekette es ihr unmöglich machen, die in Deutschland üblichen Sonderangebote an die Inselkunden weiter zu geben.
JNN-Foto: Stefan Erdmann