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News: Kammerphilharmonie gab drei Zugaben nach dreiundzwanzig Uhr

Beigetragen von S.Erdmann am 03. Jan 2014 - 09:58 Uhr

Bild 0 von Kammerphilharmonie gab drei Zugaben nach dreiundzwanzig Uhr

Weit mehr als zweihundert Zuhörer fanden sich zum diesjährigen Winterkonzert der Kölner Kammerphilharmonie im "Haus des Kurgastes" ein und erlebten dort ein hochkarätiges Programm, welches gleich drei Zugaben erforderte. Seit vielen Jahren kommen die Kölner jeweils zwischen den Jahren und zum Pfingstmontag nach Juist.

Anfänglich war aber etwas Geduld gefragt, denn obwohl der Konzertbeginn erst um 20.45 Uhr angesetzt war (normal beginnen alle Veranstaltungen der Kurverwaltung eine halbe Stunde früher), konnte es nicht pünktlich los gehen: Das Schiff, mit denen die Musiker kamen, kam erst mit Verspätung auf der Insel an. Veranstaltungsleiter Thomas Vodde verstand es aber, die Zuhörer zu beruhigen, und da es sich zumeist um Stammgäste handelte, die die Unbilden der Juistanbindung kennen, zeigten sie großes Verständnis.

Antonio Vivaldis Vier-Jahreszeiten-Zyklus gehört immer dazu und wird von den Fans schon erwartet. Jedes Mal bringt das Kölner Ensemble einen hervorragenden Solisten für dieses Werk mit, jetzt den aus Mülheim/Ruhr stammenden Anton Georg Gölle. Es wurde diesmal das komplette Werk mit insgesamt zwölf Sätzen vorgetragen. Mit großer Präzision begannen die Musiker, immerhin waren sie gerade erst vom Hafen gekommen, hatten in aller Eile die Instrumente ausgepackt und sich umgezogen, doch von diesen Anspannungen war nichts mehr zu spüren. Solist Gölle faszinierte das Publikum und zog es in seinen Bann, denn er hatte dieses Konzert so verinnerlicht, dass er keine Note benötigt, keinen Dirigenten, es reichte nur sein Instrument, die leidenschaftliche Liebe zur Musik und überschäumende Freude am Spiel. Mitreisend, wenn es in Vivaldis Konzert düster wird oder heftig zu stürmen beginnt und einfach wunderschön in den stillen Passagen. Der erst 23 Jahre junge Violinist Gölle erhielt eine fundierte Ausbildung für Violine, Klavier und Kammermusik, die überwiegend in Aachen und Essen stattfand; es folgten internationale Meisterkurse im In- und Ausland. Auf Juist erntete er tosenden Beifall und entließ ein total begeistertes Publikum in die Pause.

Die Violinistin und Sopranistin Sabine Könner, die mit sehr viel Charme durch das Programm führte, trat neben Gölle auch als Solistin im zweiten Teil auf. Sie wurde in Königshütte (Polen) geboren und erhielt ihre erste Musikausbildung mit Hauptfach Violine an der staatlichen Musikschule zur Förderung besonderer Talente in Kattowitz. Im Alter von 14 Jahren siedelte sie nach Deutschland um, wo sie an der Musikschule Ratingen weiter unterrichtet wurde. Mit 18 Jahren begann sie zusätzlich eine Gesangsausbildung, heute ist Sabine Könner sowohl als Geigerin als auch als Sängerin sehr gefragt. Auf Juist überzeugte sie bereits bei den "Vier Jahreszeiten durch ein einfühlsames Geigenspiel, jetzt auch auch als Sängerin bei dem Lied "Lascia chio pianga" aus Händels Oper "Rinaldo". Das Publikum wusste die Aufführung von höchstem Rang zu würdigen.

Das gute Miteinander der sieben Musiker darf auch bei Mozarts Divertimento D-Dur (KV 136, der sogen. "Salzburger Sinfonie") nicht unerwähnt bleiben. In allen drei Sätzen ein schönes Miteinander von Violinen, Viola und den Bässen. Leider waren die Namen der anderen Musiker diesmal nicht im Programm aufgeführt, so dass diese ungenannt bleiben müssen.

Viel Freude machte dann auch "Anitras Tanz" aus der Peer-Gynt-Suite vom Edvard Grieg und der bekannte Walzer "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauss. Beim Schlusslied, der Etüde in E-Dur op. 10.3 "In mir klingt ein Lied" von Frédéric Chopin ließ Sabine Könner ihre überragenden Qualitäten als Sopranistin noch einmal eindrucksvoll hören.

Klar, dass nach diesen Leistungen noch nicht Schluss sein konnte, trotz der bereits sehr fortgeschrittenen Zeit erklatschte sich das Publikum noch drei Zugaben. Mit dem "Schwips-Lied" (ebenfalls von Strauss) traf man voll ins Schwarze. Sabine Könner ließ hier ihr gewaltiges Stimmvolumen hören und zeigte sich dabei auch als Schauspielerin, wenn sie als leicht angeschwipstes Mädchen singend über die Bühne wankte. Beim "Radetzky Marsch" (noch einmal Strauss) klatschten die begeisterten Zuhörer mit, und nicht enden wollenden Beifall gab es noch mal für den Geiger Anton Georg Gölle, der große Fingerfertigkeit bei der rasend schnellen "Czárdás" von Vittorio Monti zeigte. Der sein Instrument souverän beherrschende Geiger zog die Zuhörer durch feingesponnene Differenzierungen und klug abgewogene Noblesse noch einmal voll in seinen Bann. Erst weit nach 23 Uhr endete ein hochkarätiger Konzertabend, der schon jetzt Lust auf den nächsten Auftritt zu Pfingsten machte.

Unser Foto zeigt die Mitglieder der Kammerphilharmonie Köln mit ihren Solisten Anton Georg Gölle (links) und Sabine Könner (5. v. links).
JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN