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News: Frühlingszeit ist Bauzeit: Wieder ging ein Stück Alt Juist verloren

Beigetragen von S.Erdmann am 04. Apr 2021 - 15:00 Uhr

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Wieder verschwand in diesem Winter ein Haus im Ostdorf aus der Jahrhundertwende: Das Haus „Foke“ auf der Ecke Dünenstraße/Karl-Wagner-Straße besteht nicht mehr, an dieser Stelle sollen nun zwei Ferienhäuser entstehen.

Erbaut wurde das Haus unter dem Namen „Dünenlust“ von Gerhard J. Gerdes, der damals auch Inhaber der „Wilhelmshöhe“ war. Die Familie Meyenburg spricht vom Baujahr 1906, in einem alten Prospekt (siehe unten) wird von einem Neubau im Herbst 1907 gesprochen. Nachfahren aus der Familie von Gerhard Gerdes betreiben übrigens heute in Norden die Firma „Tabak Gerdes“.

Ab 1912 war das Haus über mehrere Generationen bis zum Ende im Eigentum der Familie Meyenburg. Ino Meyenburg kam 1912 aus Norden. Er war der Bruder von Gerhard Meyenburg (dessen Enkel Gerhard Rinderhagen lebt heute noch auf Juist an der Billstraße) und war Bäckergeselle beim Bäcker Schmertmann in der Wilhelmstrasse (Heute Haus Sylke/Haus Insa von Christa und Holger Mindermann).

Schweren Herzens hatte man sich dazu entschlossen, sich vom Haus „Foke“ zu trennen, so Reinhard Meyenburg gegenüber JNN. Zum einem fehlt es am Nachwuchs, bzw. dieser will nicht mehr nach Juist zurück, zum anderen hat der Zahn der Zeit sehr an der Bausubstanz genagt. Seinerzeit wurden Häuser ohne richtiges Fundament und Isolierung gebaut, so zog die Feuchtigkeit bis in die erste Etage. Nachträgliche Bau- und Isolierungsmaßnahmen sorgten eher für eine Verschlechterung als Verbesserung, eine erneute Sanierung wäre jetzt zu aufwändig gewesen, so Meyenburg. Zuletzt befanden sich in dem Haus zwei Ferienwohnungen, die bis zum letzten Jahr noch von Karola Meyenburg vermietet wurden.

Der Baustil des alten Hauses war typisch für die damalige Zeit. Besondere Kennzeichen sind die verwinkelten Steine am Giebel und die Art der Fensterstürze, die jeweils über die Fensteröffnungen gemauert wurden. Wer mal drauf achtet, wird zahlreiche Häuser auf Juist finden, die aus der Jahrhundertwende und dem Beginn des 20. Jahrhunderts stammen. Solche Giebel findet man unter anderem am Haus „Seemannstreu“, der Westseite vom Dorfgemeinschaftshaus „Alte Schule“, dem Achterdiek-Personalhaus „Alberta“ (früher Westerkamp).

Unsere Fotos entstanden ab Januar und zeigen des Abriss des Hauses „Foke“. Das ältere SW-Foto stammt aus den Anfangsjahren als Haus „Dünenlust“, ein weiteres Bild zeigt die Anzeigenseite der Familie Gerdes aus dem Prospekt von 1908, wo oben die „Wilhelmshöhe“ und unten das Haus „Dünenlust“ beworben werden. Das letzte Bild ist ebenfalls schon älteren Datums und zeigt den Standort und das Haus „Foke“ in seiner zuletzt erhaltenen Form.

JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN (3), FAMILIE MEYENBURG (2)
ARCHIVFOTOS: SAMMLUNG ACHIM CONRING (3)

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