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News: Zwölf Millionen Euro in diesem Jahr für den Schutz der Inseln

Beigetragen von S.Erdmann am 06. Mai 2012 - 10:23 Uhr

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Das NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) mit Hauptsitz in Norden stellte dieser Tage seinen Jahresbericht für 2011 vor. Sieben Millionen Euro wurden im Vorjahr in den Schutz der Ostfriesischen Inseln gesteckt, für dieses Jahr wurden zwölf Millionen Euro dafür eingeplant. Auch ging es natürlich auch um das wichtige Thema Sturmfluten.

17 Sturmfluten in drei Monaten - der vergangene Winter stellte Inseln und Küste vor besondere Herausforderungen: Vom 25. November 2011 bis zum 22. Januar 2012 warnte der NLWKN vor 17 Sturmfluten. Am 28. November 2011 und am 5. Januar 2012 lief das Wasser etwa 1,75 über dem mittleren Tidehochwasser auf - gemessen am Pegel Norderney. "Die Aufzeichnungen belegen, dass derart unterschiedliche Sturmflutaktivitäten nicht ungewöhnlich sind", betonte Umweltminister Dr. Stefan Birkner bei der Präsentation des Jahresberichts des NLWKN. In den 1950er und 1960er Jahren gab es nur wenige Sturmfluten, in den 1970er bis 1990er und den Jahren 2007 und 2008 dafür umso mehr. "Das zeigt deutlich, dass wir jederzeit mit Sturmfluten rechnen müssen und keine langfristigen Prognosen abgeben können".
"So wenig Sturmfluten wie nie in 100 Jahren" - so hatte es noch im vergangenen Jahr bei der Vorstellung des Jahresberichts geheißen. Die drei Sturmflutjahre 2009 bis 2011 lagen mit jeweils drei Sturmfluten deutlich unter dem Durchschnitt von zehn Sturmfluten pro Jahr. Dies markiert eine Phase ungewöhnlich geringer Sturmflutaktivität, wie sie am Pegel Norderney bisher nicht registriert wurde. Dort wird seit über 100 Jahren der Wasserstand erfasst.
"Die regelmäßigen Sturmflut-Bilanzen des NLWKN belegen ein ums andere Mal, dass wir im Küstenschutz nicht nachlassen dürfen", machte der Minister deutlich. Küstenschutz in Niedersachsen - das bedeute im Wesentlichen eine Stärkung der 610 Kilometer langen Hauptdeichlinie am Festland und der Inselschutz. Doch der Blick richtet sich zunehmend auch auf Projekte in der Schutzdeichlinie - also auf den durch Sperrwerke geschützten Bereich an der Küste. Mehr als 200 Küstenschutzprojekte warten in Niedersachsen noch auf eine Realisierung.
"Dank der EU-Mittel in Höhe von 6,1 Millionen Euro und des Sonderprogramms "Maßnahmen des Küstenschutzes infolge des Klimawandels" stehen 2012 knapp 68 Millionen Euro für den Küstenschutz bereit", kündigte Dr. Birkner an. Die Vielzahl der angemeldeten Maßnahmen einerseits und das begrenzte Mittelvolumen andererseits setze allerdings zwangsläufig eine Prioritätensetzung voraus.
Zu den wichtigsten Maßnahmen für das Jahr 2012 zählen der Abschluss der Sperrwerksnachrüstung in Cuxhaven sowie die Erhöhung und Verstärkung der Deiche zwischen Dangast, Hobenbrake und Sehestedt im II. Oldenburgischen Deichband. Wichtig sind auch die Planungen für den Neubau der Hadelner Kanalschleuse bei Otterndorf (Bauvolumen: 27 Millionen Euro, Bauzeit vermutlich bis 2016). Rund zwölf Millionen Euro sind reserviert für den Küstenschutz auf den Ostfriesischen Inseln.
Insgesamt 65,2 Millionen Euro hat der NLWKN 2011 für die Umsetzung von Küstenschutzprojekten bewilligt; 3,4 Millionen Euro kamen von der Europäischen Union. Die Deichverbände erhielten mehr als 50 Millionen Euro. 13 Millionen Euro wurden investiert in so genannte landeseigene Maßnahmen: Dazu gehört auch der Schutz der Ostfriesischen Inseln (sieben Millionen Euro).
95 Projekte wurden 2011 realisiert: Deiche wurden erhöht und verstärkt, Schutz- und Deckwerke saniert oder Wege für die Deichverteidigung und das Abräumen von Treibsel gebaut. Für die Beschaffung des wichtigsten Baustoffs im Deichbau - dem Klei - gab es ebenso Geld wie für die Planung und Grundlagenforschung.
Rund 1,3 Milliarden Euro würde es kosten, die wasserwirtschaftlichen Anlagen in Niedersachsen neu zu bauen: "Das zeigt, welchen Schatz wir hüten müssen", sagte Siegfried Popp, Direktor des NLWKN, bei der Präsentation des Jahresberichts am Donnerstag vor Journalisten in Norden.
Der Landesbetrieb betreibt in Niedersachsen wichtige wasserwirtschaftliche Anlagen selbst und liefert damit eine nicht zu unterschätzende Dienstleistung für Niedersachsen: Zwölf Sperrwerke entlang der Küste sowie an Ems, Weser und Unterelbe, sieben Hochwasserrückhaltebecken bzw. Talsperren, 17 Schöpf- und Pumpwerke und 35 Schleusen. "Es könnte verheerende Folgen haben, wenn der NLWKN diese landeseigenen Anlagen nicht ständig kontrolliert und bei Bedarf saniert", betonte Popp. "Nur wenn sie optimal funktionieren, können wir den Sturmflutschutz und den Hochwasserschutz gewährleisten".
Als Beispiel nannte Popp das denkmalgeschützte Schöpfwerk Borssum in Emden. Nach der umfangreichen Sanierung für zwei Millionen Euro habe das Schöpfwerk die erste Bewährungsprobe im Dezember 2011 sowie Januar 2012 bestanden, als wegen Dauerregen und stark erhöhter Wasserstände in der Nordsee ein Ableiten des überschüssigen Wassers über den Emder Hafen über Tage kaum möglich war und es mit Hilfe des Schöpfwerks dennoch in den Dollart befördert wurde. Das Schöpfwerk Borssum entlastet vor allem das Auricher Umland. "Ohne ein funktionierendes Schöpfwerk wäre im Ernstfall beispielsweise in Ihlow und Südbrookmerland oder in den Emder Stadtteilen Wolthusen und Uphusen Land unter gewesen".
Ähnlich ist es beim Sperrwerk Wischhafen, das 500 Meter entfernt vom Anleger der Elbfähre Glückstadt-Wischhafen liegt und bis zu 75 Mal im Jahr wegen Sturmflut geschlossen wird. "Ein unvorhergesehener Schaden im vergangenen Jahr macht erneut deutlich, dass der NLWKN im Ernstfall auf geschultes und professionell arbeitendes Personal zurückgreifen muss und kann", sagte Popp. Anfang 2011 sprang eines der Tore am Sperrwerk Wischhafen aus dem Spurlager und stand unbeweglich in der Sperrwerkskammer; die beiden Tore konnten nicht geschlossen werden. "Der Sturmflutschutz für die Elbinsel Krautsand und die Gemeinde Drochtersen im Landkreis Stade stand auf dem Spiel". Mit Unterstützung durch einen angemieteten Mobilkran hätten Betriebshofmitarbeiter das Tor ausgehoben und nach Reparatur des Spurlagers sicher wieder eingesetzt.
"Um die Dienstleistung zu gewährleisten, beschäftigt der NLWKN Fachleute wie Bauingenieure, Maschinen- und Elektroingenieure, die bei Bedarf rund um die Uhr auch an Wochenenden und Feiertagen arbeiten", betonte der Direktor des NLWKN.
Unser Archivfoto zeigt eine Sturmflut aus 2008, die Aufnahme entstand im überschwemmten Hafenbereich von Oudeschild auf der Insel Texel.
JNN-Archivfoto: Ed Bakker
Text: Pressemitteilung vom NLKWN - Verantwortlich: Herma J. Heyken