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News: Das Lebenswerk vom Ehepaar Palitza wird nun abgerissen

Beigetragen von S.Erdmann am 25. Feb 2018 - 20:17 Uhr

Bild 0 von Das Lebenswerk vom Ehepaar Palitza wird nun abgerissen

Derzeit verschwindet auf Juist wieder ein Teil der Inselgeschichte und besonders des Ortsteils Loog. Dort wird nämlich jetzt der ehemalige Kindergarten „Schwalbennest“ abgerissen. Die Inselgemeinde Juist hatte Gebäude und Grundstück an einen Investor verkauft, um aus dem Erlös den Kindergartenneubau an der Inselschule zu finanzieren.

Das Haus in der Hammerseestraße 31 direkt neben dem Strandaufgang gehörte immer zum Loog. Als es 1959 in Betrieb genommen wurde, stand es noch ziemlich alleine in der Dünenlandschaft. Erst ab 1962/63 entstanden die meisten der umliegenden Häuser. Der Auftrag für den Neubau kam von Erika und Gerhard Palitza, die dort ein privates Kinderheim betrieben. Für diese Jugendferienheime an der See bestand in den Nachkriegsjahren ein großer Bedarf, neben dem „Schwalbennest“ gab es alleine im Loog noch das Kinderheim „Höborn & Suhl“ (heute „Loogster Huus“), die Jugendherberge und das Kinderheim „Inselburg“ (gehört heute ebenfalls zur Jugendherberge). In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zählte man auf Juist insgesamt rund 2.000 Kinderheimplätze, und viele Stammgäste kommen noch heute zur Insel, weil sie als Kind einen Aufenthalt in einem der Kinderheime erlebt hatten.

Neben dem „Schwalbennest“ erbauten die Palitzas ihr Privatwohnhaus „Mien Ankerplatz“. Nachdem 1977 Erika Palitza im Alter von nur 52 Jahren verstarb, führte ihr Mann das Kinderheim nicht mehr alleine weiter. Ein Jahr später übernahm die Inselgemeinde Juist das Haus und richtete dort den Kindergarten ein, der seitdem von der evangelischen Kirchengemeinde betrieben wurde. Gerhard Palitza lebte bis zu seinem Lebensende im Jahr 2004 weiterhin nebenan in seinem Haus.

Der Kindergarten „Schwalbennest“ im Loog ist untrennbar verbunden mit der langjährigen Leiterin Barbara „Babsi“ Herbst und der Kindergärtnerin Brigitte „Gitti“ Fiegert, die ebenfalls beide zwischenzeitlich verstorben sind. Einmalig war wohl auch der sogenannte Kindergartenbus, ein spezieller Pferdebus, mit dem die Kleinen ins Loog und wieder zurück gefahren wurden.

Das Haus platzte zum Schluss aus allen Nähten und entsprach auch nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen. Nach längeren Beratungen und Planungen, ob Anbau und Modernisierung oder Neubau in Ortsnähe entschloss sich die Gemeinde, an der Inselschule eine neue Kindertagesstätte zu erbauen. Im Dezember 2015 wurde das neue „Schwalbennest“ bezogen und im Mai 2016 offiziell eingeweiht.

Seitdem standen die Kindergartenräume leer, bis zum vergangenen Herbst wurden die Wohnungen oben noch von Mitarbeitern der Inselgemeinde bewohnt, denn ursprünglich war vorgesehen, dass der neue Eigentümer diese Wohnungen noch für zehn Jahre vorhalten müsste. Inzwischen wurde den Mietern anderen Wohnraum zugewiesen. Insbesondere Karl-Heinz Wunder, der auf der Kläranlage der Gemeinde tätig ist, hat Jahrzehnte in dem Haus gelebt, seine beiden Töchter Maren und Katja sind dort groß geworden.

Zwar stehen noch Schilder vor dem Haus, dass dort 2017 Ferienhäuser entstehen sollen, doch wie Bürgermeister Dr. Tjark Goerges vermutet, will der jetzige Besitzer das Grundstück nicht selbst bebauen, sondern wieder veräußern. Um einen möglichst hohen Preis zu erzielen, möchte er ein unbebautes Grundstück anbieten, deshalb lässt der nun das bestehende Haus entfernen und entsorgen. So wird unterdessen ein Dach abgerissen, das erst vor zwölf Jahren erneuert wurde, auch die bereits entfernen Fenster waren erst vor wenigen Jahren neu eingebaut worden.

JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN