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News: Gedenken zum Volkstrauertag auf Juist im kleinen Kreis

Beigetragen von S.Erdmann am 17. Nov 2025 - 11:21 Uhr

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Auf Juist stößt der Volkstrauertag nur noch auf geringes Interesse. Nur knapp zwanzig Personen – davon zahlreiche Wintergäste – fanden sich am Sonntagvormittag zum Gottesdienst und der Kranzniederlegung am Ehrenmal ein.

Früher fand dieser Tag im großen Rahmen statt, bis zu einhundert Teilnehmer von Feuerwehr, Schützenverein und DRK fanden sich am Hotel „Bracht“ (heute „Atlantic“) ein, um geschlossen unter dem Kommando von Kommandeur Wilhelm Kleen zum Gottesdienst und Kranzniederlegung zu marschieren.

Damals waren unter den Mitglieder noch viele Einwohner, die Eltern oder andere Angehörige im Zweiten Weltkrieg verloren hatten und alleine schon deshalb am Volkstrauertag dabei waren. Diese Generation ist inzwischen nahezu verstorben, bei der Feuerwehr zog dieser Gedenktag zuletzt so wenig jüngere Kameraden an, dass die Wehr ihre Teilnahme einstellte. Beim Schützenverein sieht es ähnlich aus, zudem ist der Verein insgesamt heute sehr viel kleiner als früher. Auch das DRK, das sich derzeit in einer inaktiven Ruhezeit befindet, musste bereits vor Jahren schon mangels Mitglieder die Teilnahme einstellen. Auch durch das Versterben vieler älterer Einwohner, die als Privatpersonen kamen, nahm die Zahl weiterhin ab, zudem lag die Zahl der teilnehmenden gewählten Volksvertreter in diesem Jahr bei null.

Unabhängig davon ist der Volkstrauertag aber auch heute kein Relikt einer vergangenen Zeit, die vielen Kriege in allen Teilen der Welt, wo täglich Opfer von Terror und Gewalt zu beklagen sind, machen ihn vielmehr aktueller den je.

In der evangelischen Inselkirche versammelte sich am Sonntag also die kleine Runde zum Gottesdienst und Gedenkstunde zum Volkstrauertag. Bürgermeister Dr. Tjark Goerges, der zusammen mit seinem Stellvertreter Thomas Vodde erschienen war, erinnerte in einer eindringlichen Rede an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Vertreibung und stellte den Tag in den Zusammenhang einer weltpolitisch angespannten Gegenwart. Auch ging er auf die Folgen des Weltkrieges für die Insel ein: „Auch hier auf Juist, wie in vielen anderen Teilen Deutschlands und Europas, hat der Krieg tiefe Spuren hinterlassen. Auch unsere Insel war betroffen, sei es durch die Zerstörung von Leben, durch die Trennung von Familien oder durch die Auswirkungen der Nachkriegszeit. Viele Juister haben im Krieg und in der Nachkriegszeit gelitten, haben Angehörige verloren oder sind mit den langfristigen Folgen des Krieges konfrontiert worden. Nicht zuletzt haben die Flüchtlinge, die hier ein zuhause gefunden haben, Juist mitgeprägt“.

Auch Inselpastorin Stefanie Lohmann ging in ihrer Predigt auf die Unverzichtbarkeit dieses Tages ein, auch achtzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges herrsche auf der Welt immer noch an vielen Orten kein Frieden.

Im Anschluss fand die Kranzniederlegung am Ehrenmal statt, anschließend erfolgte in diesem Jahr das Pflanzen eines Baumes in der Nähe des Ehrenmals. Er steht für den Frieden, für die Hoffnung und für die Kontinuität. Goerges: „Der Baum soll wachsen und gedeihen – so wie auch wir wachsen müssen, in unserem Bewusstsein für die Verantwortung, die wir für die kommenden Generationen tragen.“

TEXT UND FOTO: STEFAN ERDMANN